Essen wir zu viel Süßes?

Auf dem Bild ist Schokolade zu sehen und der Schriftzug Geschmacksrichtung Süß. Das Bild gehört zum Artikel "Essen wir zu viel Süßes?"


Essen wir zu viel Süßes?

Essen wir alle zu viel Süßes?

Ich weiß genau, dass im Schrank noch eine halbe Tafel Schokolade liegt. Fast treibt mich dieses Wissen in den Wahnsinn. Mein Körper schreit förmlich danach. Nur noch ein kleines Stückchen. Dabei wollte ich pro Tag nur einen einzigen Riegel essen. Heute hatte ich schon zwei.
„Es war aber auch ein besonders stressiger Tag“, entschuldige ich mein Vorgehen als ich mir endlich den dritten Riegel erlaube.
„Zum Mittagessen gab es auch nur eine Gemüseboullion. Ohne Nachtisch!“

Kommt dir das Szenario irgendwie bekannt vor?


Warum entwickeln Menschen ein so großes Verlangen nach Süßigkeiten? Warum essen viele zu viel Süßes?

Leider hat die Geschmacksrichtung Süß bei uns einen sehr negativen Ruf. Seit ich ayurvedisch unterwegs bin, hat sich meine Einstellung zu süßen Nahrungsmitteln und mein Essverhalten tiefgreifend geändert. Ich verstehe unter anderem den Zusammenhang zwischen Verzicht auf Süßes und Heißhungerattacken besser.

In diesem Blogbeitrag möchte ich die Geschmacksrichtung Süß einmal etwas genauer unter die Lupe nehmen.

Wofür steht der süße Geschmack? Was macht er mit uns und warum ist es wichtig, süße Speisen regelmäßig auf unseren Speiseplan zu setzen?Darüber hinaus verrate ich einen Trick, um Heißhungerattacken zukünftig zu vermeiden.

Zunächst mache ich einen kleinen Ausflug in den Ayurveda.

Im Ayurveda unterscheidet man sechs Geschmacksrichtungen:

  • Süß
  • Sauer
  • Scharf
  • Salzig
  • Bitter
  • Astringent/Zusammenziehend

Astringent oder Zusammenziehend beschreibt einen Geschmack wie er bei einigen unreifen Obstsorten vorkommt. Wenn du eine noch recht grüne Banane isst, spürst du ein zusammenziehendes Gefühl in Mund. Das ist gemeint.
Alle anderen Geschmacksrichtungen sind selbsterklärend.

Der Ayurveda empfiehlt, dass in einer vollständigen Mahlzeit (zum Beispiel zu den Hauptmahlzeiten) alle sechs Geschmacksrichtungen vorkommen sollen.

Jede dieser Geschmacksrichtungen steht für seine eigenen Wirkungen auf den Organismus. Zusammen decken sie alle geschmacklichen Qualitäten ab, die dem Körper durch das Essen zugeführt werden sollten.

In diesem Artikel möchte ich mich mit den Qualitäten des süßen Geschmacks beschäftigen.

Die wohl wichtigste Eigenschaft von Lebensmitteln mit süßem Geschmack ist die anabolische (aufbauende) Wirkung auf unseren Organismus. Der süße Geschmack fördert den z.B. Aufbau von Blutzellen, Muskeln, Fett, Knochen und den reproduktiven Flüssigkeiten. Er fördert die Gesundheit von Haut und anderen Körpergeweben.

Kinder benötigen Süßes, um gesund wachsen zu können.

Wenn wir um die aufbauende Eigenschaft süßer Nahrungsmittel wissen, leuchtet es ein, dass besonders Kinder den süßen Geschmack bevorzugen.

Zu viel Süßes sollte es natürlich nicht sein. Ich möchte nicht dazu aufrufen, ab sofort tonnenweise Schokolade und Gummibärchen zu konsumieren. Weißer Industriezucker ist hier nicht das Mittel der Wahl. Weiter unten füge ich eine Liste mit wertvollen Nahrungsmitteln ein, die zur Geschmacksrichtung Süß gehören.

Übrigens haben künstliche Süßungsmittel nicht denselben Effekt wie natürlich süße Nahrung. Mir wird z. B. schwindelig, wenn ich künstliche Süßstoffe zu mir nehme. Ist ja auch klar. Dem Körper wird vorgegaukelt, dass er aufbauende Nahrung bekommt und er stellt sich darauf ein. Diese Nahrung hält jedoch nicht, was sie verspricht. So gerät der Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht. Grundsätzlich vermeide ich künstliche Süßungsmittel komplett. Zur Sicherheit habe ich aber immer ein Stück Traubenzucker dabei, um Schwindel oder ähnliche Reaktionen zu vermeiden, falls ich versehentlich etwas esse, was Süßstoff enthält.

Jetzt aber wieder zu den natürlich süßen Nahrungsmitteln.

Süße Nahrungsmittel verleihen Kraft und haben verjüngende Wirkung.
Auch bei älteren Menschen erneuern sich die Körpergewebe dauernd. Das bedeutet:

Besonders nach Krankheiten wirken süße Nahrungsmittel aufbauend.

Neben dem Aufbau der Körpergewebe fördert der süße Geschmack auch ein Gefühl der Stabilität. Er kräftigt, nährt, erdet und beruhigt. Die erdenden und beruhigenden Eigenschaften des süßen Geschmacks sind wohl die Hauptgründe, warum der Genuss von Süßigkeiten für manche Menschen zur Sucht wird. Unruhezustände, Ängste oder andere, meist unliebsame Gefühlsphänomene werden durch den süßen Geschmack abgeschwächt. Dies kann in einem Teufelskreis enden, wenn man es gewöhnt ist, bei stressiger Emotionslage aus der Körperverbindung zu gehen und stattdessen zu essen.

Da die Meisten wissen, was ein Zu viel an süßen Nahrungsmitteln für den Körper bedeuten kann, werde ich das hier nur kurz anreißen. Fettleibigkeit, Verschleimung, Lymphstau, Ödembildung und Diabetes sind nur einige der Folgen, wenn das Konsumieren von Süßem aus der Balance gerät.

Damit das nicht geschieht, ist es sinnvoll, Heißhungerattacken, die meist durch ein Zuwenig an Süßen Nahrungsmitteln entstehen, zu vermeiden.

Wie kann ich dem Heißhunger auf Süßigkeiten vorbeugen und zu viel Süßes vermeiden?

Eine recht einfache Methode ist, darauf zu achten, dass in jeder Hauptmahlzeit alle sechs Geschmacksrichtungen vorkommen. Wenn du also regelmäßige Mahlzeiten zu dir nimmst und die Geschmacksrichtung Süß nicht zu kurz kommen lässt, bekommt dein Körper, was er braucht.

  • Viele reife Obstsorten, z.B. Bananen, Aprikosen, Datteln, Feigen, reife Mango und Melonen. Dazu gibt es Obstsorten, die außer dem süßen Geschmack noch andere Geschmacksrichtungen mitbringen, z.B. Ananas und Orangen (süß-sauer), oder Äpfel, Kirschen, Erdbeeren, Granatapfel, Himbeeren, Pfirsiche und Trauben (süß, sauer, astringent)
  • Gemüse wie Gurke, gekochte Möhren, schwarze Oliven, Süßkartoffeln oder Rote Bete. Andere Gemüsesorten haben außer dem süßen Geschmack noch den astringenten Geschmack. Dazu gehören Mais, grüne Bohnen, Paprika, Pastinake, Pilze, Kürbis, Steckrübe oder Spargel.
  • Die meisten Getreidesorten gehören zu den süßen Nahrungsmitteln, z. B. Gerste, Hafer, Hirse, Reis, und Weizen
  • Hülsenfrüchte: Kichererbsen, rote Linsen, Sojabohnen, Mungbohnen und Gartenbohnen zählen unter anderem zur Geschmacksrichtung Süß.
  • Von den tierischen Nahrungsmitteln zählen viele zur Geschmacksrichtung Süß. Das ist kein Wunder, baut sich der Körper doch aus dieser Geschmacksrichtung auf. Ghee, Milch, Eier, Rind- und Schweinefleisch und auch das dunklere Fleisch vom Huhn zählen zu den süßen Lebensmitteln. Hättest du das gedacht?
  • Fast alle Nüsse und Samen zählen zur Geschmacksrichtung Süß.
  • Mit Ausnahme von Raps- und Sojaöl zählen die meisten Öle zu den süßen Nahrungsmitteln.
  • Von den Gewürzen sind es vor allem der Fenchel, Kardamom, Zimt, Vanille, Koriander, Kümmel, Muskat und Safran, die unter anderem auch zur Geschmacksrichtung süß gehören.
  • Als Süßungsmittel nutze ich Honig (sollte nach Ayurveda nicht über 40 Grad erhitzt werden), Rohrzucker, Jaggery, Ahorn- oder selbstgemachten Löwenzahnsirup oder Trockenfrüchte. Und manchmal landet ein Stück brauner Kandis im Tee.

Du merkst also, dass die Geschmacksrichtung Süß in vielen Nahrungsmitteln vorkommt. Das macht es leicht, sie in den täglichen Speiseplan ausreichend zu integrieren. Besonders Menschen mit hohem Vata- oder Pitta- Anteil in der Konstitution, brauchen genügend süße Nahrung.

Bei uns ist es so, dass wir zu jeder Mahlzeit auch etwas Süßes essen. Datteln, Honig, dunkle Schokolade, Fruchtaufstriche, Kekse (da ich weißen Zucker schlecht vertrage, backe ich die meisten Kekse selbst), Nüsse und Trockenfrüchte gehören zur Grundausstattung.

Aus 100g festem Honig, 200g geriebenen Mandeln und einem Eßl. Rosenwasser lässt sich leicht eine Honigmarzipan-Rohmasse herstellen. Einfach mit den Händen verkneten. Eine sehr gesunde Leckerei.

Natürlich ist dies nur ein sehr kleiner, fragmentierter Ausschnitt aus dem Ayurveda. Ayurveda heißt wörtlich das „Wissen vom Leben“. Dieses jahrtausendealte medizinische Prinzip ist viel, viel umfassender. Es geht mir in diesem Artikel darum, ein Plädoyer für das von der Diätindustrie vielfach erklärte Feindbild „Süß“ zu halten.

Süße Nahrungsmittel sind wertvoll und für den Organismus unverzichtbar.

In diesem Sinne verabschiede ich mich für diesmal und wünsche dir einen entspannten Umgang mit einer großen Vielfalt süßer und gleichzeitig gesunder Nahrungsmittel. Guten Appetit!

…und herzliche Grüße,

Deine Daniela

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