Zu Menschen werden

Das Bild zeigt eine Frau mit Brille und den Satz: Zu Mensche werden.


Zu Menschen werden

Zu Menschen werden.

Über die Frage, was uns zu Menschen macht, haben sich Philosophen, Gelehrte und überhaupt die meisten Menschen schon viele Gedanken gemacht.


Es ist ein Thema, welches sich mit unserer kollektiven und individuellen Weiterentwicklung selbst auch weiter entwickelt.

Ich möchte ein paar Impulse mit dir teilen, die mir im Zuge meiner eigenen Menschwerdung immer wieder in den Sinn kommen.

Dazu stelle ich zunächst einmal die Frage: Wie bist du mit deiner persönlichen Menschwerdung unterwegs? Mit deinem Menschsein? Bist du einverstanden mit dir? Betrachtest du dich als fertigen Menschen? Und wenn ja, seit wann? Stellst du dir solche Fragen überhaupt manchmal?

Das sehe ich als den Anfang eines neuen Menschen. Dieses Prozedere nennt man auch Inkarnation.
Im Grunde gilt das natürlich für jedes Lebewesen. Ich bleibe trotzdem bei den Menschen, weil unser Bewusstsein zulässt, dass wir die Vorgänge beobachten und uns dieserart Fragen stellen können.

Wir alle wissen, dass der Zeitraum der Begrenzung vorübergehend ist. Sprich: Wir werden irgendwann wieder ganz frei sein. Für eine Lebensspanne sind wir an Raum und Zeit gebunden, bevor wir unseren irdischen Körper wieder abstreifen. Das alles stellt eigentlich kein echtes Problem dar. Es wird erst dann problematisch, wenn wir uns mit dieser (vorübergehenden) Begrenztheit identifizieren und sie fürwahr nehmen.

Ich behaupte, dass der Wunsch, die eigenen Grenzen zu überwinden tief in uns angelegt ist. Wäre dem nicht so, gäbe es weder Religionen noch Yoga und auch sonst keine spirituellen Bewegungen.

Aber wie könnte es gehen, dass wir schon in diesem Leben wirklich frei werden, wo wir doch in einem menschlichen Körper stecken? Geht das überhaupt, dass wir mit unserer Unbegrenztheit in Kontakt kommen können?

Über viele Jahrtausende war es nur einigen wenigen Menschen vorbehalten, die Grenzen ihrer Körperlichkeit zu überwinden. Die Rishis oder Brahmanen in Indien oder auch Heilige in anderen Teilen der Welt fanden Wege, sich mit dem unbegrenzten Raum in sich zu verbinden. Sie blieben meist unter ihresgleichen in Ashrams und Klöstern und anderen heiligen Stätten. Der Weg in diese Gemeinschaften war bestenfalls schwierig, vielen war er komplett verwehrt.

Vor etwa hundert Jahren allerdings fand eine Bewegung statt, die dazu führte, dass unterschiedliche Meditationstechniken den Weg aus den Ashrams heraus fanden und unter anderem durch Menschen wie Paramahansa Yogananda oder Maharishi Mahesh Yogi in die westliche Welt transportiert wurden. Basierend auf uraltem vedischen Wissen wurden Meditationskonzepte entwickelt, die für unsere moderne Welt und somit für jeden Menschen anwendbar sind.

Dies bedeutet, dass es mittlerweile für alle Menschen möglich ist, den Weg in die eigene Tiefe zu beschreiten. Es mag paradox klingen, aber wenn wir die Erfahrung des „Unbegrenzt seins“ machen möchten, führt das ausschließlich über den Weg in die eigene tiefe Stille.

Um eine Idee von wirklicher Unbegrenztheit zu bekommen, macht es Sinn, einmal genau die Rhythmen der Natur zu beobachten. Die Natur gibt uns mit ihren Phänomenen und ihren Lebenszyklen Hinweise auf das „Nicht endende“. Es findet ein permanentes Entstehen und Vergehen statt. Dieses Entstehen und Vergehen erfolgt nach bestimmten Mustern. Es ist von etwas Größerem gehalten. Und das sind wir auch.

Ich bin davon überzeugt und das ist auch meine Erfahrung, dass wir, um ein erfülltes Leben zu führen, um innerlich und äußerlich in Frieden zu kommen und um den Weg der Liebe zu gehen, tief mit uns selbst in Kontakt kommen müssen. Einmal angenommen, mit dem Atem, den wir in unserer ersten Lebensminute eingehaucht bekommen, stellt Gott einen roten Faden zu uns her, der uns fortan bis zu unserem letzten Atemzug nicht mehr verlässt. Gott haucht uns einen Funken von sich selbst ein. Und weiter angenommen, die Seele ist zu diesem Zeitpunkt schon tief in uns eingezogen und kennt den Weg, der für uns vorgesehen ist. Wie kann es unter diesen Umständen am besten gelingen, glücklich und erfüllt zu leben?

Wenn ich davon ausgehe, dass ich nicht einfach ein einzelnes losgelöstes Teilchen im Kosmos bin, sondern mit allem zusammenhänge, dann macht es meiner Ansicht nach Sinn, mich immer wieder in meine tiefe Stille zu begeben. Auf diese Weise kann es gelingen, den roten Faden wiederzufinden und so mit meiner Ganzheit und meinem inneren Kompass in Kontakt zu kommen.

Das bedeutet, wenn ich mich nicht um eine tiefe Körperverbindung und meinen inneren Wegweiser kümmere, ist die Gefahr groß, dass ich um mich herum Chaos verbreite. Auch, und gerade dann, wenn ich es besonders gut meine. Wir sind doch alle in bester Absicht unterwegs. Möglicherweise unterstütze ich auch – ungewollt – Systeme, die Schaden anrichten. Vermutlich merke ich das nicht einmal.

Einmal angenommen, Gott wäre das Bewusstsein meines Körpers und ich seine rechte Hand. Was würde geschehen, wenn der Hand die Verbindung zum Körperbewusstsein (also zu Gott) abhandenkommt und sie plötzlich beschließt, dass sie lieber ein Fuß wäre?
Der Auftrag, den das Körperbewusstsein (Gott) der Hand gibt, lautet „Der Körper hat Durst. Greife nach dem Glas Wasser und setze es an die Lippen!“. Ich (die Hand) sehe jedoch nicht ein, warum ich schon wieder das Glas greifen und an die Lippen setzten sollte. Das habe ich doch vor einer halben Stunde schon einmal getan. Ich möchte endlich etwas wirklich Wichtiges tun! Am liebsten möchte ich anstelle der Füße den Körper tragen. Ja, das ist meine stolze Aufgabe. Ich trage fortan den Körper. Damit übernehme ich endlich mehr Verantwortung.
Und weil das alleine nicht geht, bitte ich die linke Hand, mit mir am gleichen Strang zu ziehen und ebenfalls die Aufgabe der Füße zu übernehmen. Die linke Hand weigert sich zunächst. Sie findet, es sei nicht ihre Aufgabe, den Körper zu tragen. Als ich ihr erkläre, wie schädlich ihr Verhalten für den Körper ist, fügt sie sich ein bisschen widerwillig drein. Ich lobe sie sehr und danke ihr für die Solidarität. Darüber freut sie sich. Sie möchte natürlich auch keine Spielverderberin sein.
Jetzt bittet Gott darum, nach draußen über die Wiese zum Brunnen zu laufen. Dort kann der inzwischen große Durst des Körpers gestillt werden.
Da habe ich aber jetzt keine Lust zu. Ich möchte schließlich selbst bestimmen, wohin es geht. Ich will erstmal die Welt erkunden und so verlasse ich den Garten und laufe auf die Straße. Die Augen haben Mühe, ein realistisches Bild an Gott zu schicken. Alles steht Kopf. Die andere Hand und ich haben Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Der Körper fällt mehrfach hin. Das Knie blutet, die linke Hüfte schmerzt weil sie schon zweimal auf den Asphalt geprallt ist. Mein Ringfinger ist auf die doppelte Größe angeschwollen. Ob er gebrochen ist? Die andere Hand ist auf eine Scherbe gelaufen. Sie hat eine Schnittwunde am Daumen.
Aber es muss doch irgendwie gehen!
Und so mache ich weiter. Der Körper wird immer schwerer zu tragen und nun ist der Durst bis zu mir gekommen. Die Haut ist staubig und trocken und in der Handfläche haben sich außerdem Blasen gebildet. Ich möchte sie kühlen. Mist! Kein Wasser in der Nähe.
Alles schmerzt!
Ich gebe erschöpft auf. Völlig verzweifelt und entkräftet, erkenne ich, dass es so nicht weiter gehen kann. Aber wie dann? Was habe ich falsch gemacht? Ich habe es doch nur gut gemeint. Wollte endlich mehr Verantwortung für den Körper übernehmen, ihn tragen. Ihm helfen. Jetzt hat er überall Wunden und blaue Flecken. Und ich bin komplett am Ende!

Okay… ich glaube das reicht, um zu beschreiben, was ich meine. Wenn wir mit der Tiefe in uns nicht oder nur unzureichend verbunden sind, entsteht Chaos. Selbst dann, wenn wir es gut meinen und etwas (in unseren Augen) richtig Tolles und Verantwortliches tun.

Werfe einmal einen Blick auf unsere Welt. Was siehst du?

Der Zustand unserer Erde zeigt, wie wenig verbunden wir sind. Hier liegt das Problem.

Wir erleben uns getrennt von Gott und handeln aus ebendieser Getrenntheit heraus. Jede(r) einzelne von uns, ist ein Ausläufer Gottes. Eigentlich sind wir immer in der Verbindung. Wir spüren sie nur nicht. Wir suchen sie nicht aktiv. Das ist fatal. Aber wir können das ändern. Wenn wir den roten Faden aufnehmen, den Gott in uns hinein gelegt hat, wird es möglich, unsere Orientierung wiederzufinden. Wir können so den Funken Gottes in uns erkennen und werden immer mehr in der Lage sein, unser inneres Licht zu nähren, es zum Leuchten zu bringen und in die Welt zu tragen. Jeder und jede an genau der Stelle, die für ihn oder sie richtig ist.

Ich bin so sicher, dass dies unsere Aufgabe ist. Zunächst den Weg nach innen einzuschlagen und dann aus dieser Verbindung heraus im Außen zu handeln. Wir brauchen den nährenden Kontakt zu unserer Basis. Genau dort finden wir das Unbegrenzte, nachdem wir üblicherweise im Außen suchen. Je tiefer wir in diese Verbindung eintauchen, umso sicherer gelingt Orientierung. Umso mehr spüren wir, wo unser Platz ist. Wie anders sähe unsere Welt aus.

„We are meant to shine“. Dieser Satz, den ich irgendwo aufgeschnappt habe, geht mir nicht aus dem Kopf. Ins Deutsche übersetzt würde er bedeuten: „Wir sind dafür vorgesehen, zu leuchten“. Wir Menschen sind dazu ausersehen, unser Licht in die Welt zu tragen. Das können wir nur, wenn wir im Kontakt mit unserem inneren Licht sind.

Ich wünsche uns allen, dass wir den Zugang zu unserem göttlichen Funken wiederfinden. Er ist in uns ALLEN angelegt. Kommen wir damit wieder in Kontakt, hilft uns das, heil (ganz) zu werden. Diese Verbindung hilft uns, wirklich zu Menschen zu werden. Wenn wir gelernt haben, unser inneres Licht zum Leuchten zu bringen, wird das nicht nur uns selbst gut tun. Mit unserer eigenen Heilwerdung heilen wir auch andere. Mit unserer eigenen Heilwerdung heilen wir die Welt.

In diesem Sinne, alles Liebe,

Deine Daniela

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