Polaritäten in uns
Polaritäten in uns
Die polaren Kräfte toben in uns und um uns herum. Alles in der ausgedrückten Schöpfung ist polar angelegt. Auch wir. Und so treiben diese Kräfte ihr Spiel mit uns. Manchmal vergessen wir das.
Zum Beispiel wenn der Mann plötzlich arbeitslos wird.
Nach einer Insolvenz der Firma, in der Thomas seit zwanzig Jahren arbeitete, hat sich unser Leben komplett verändert.
Thomas ist nun – ebenso wie ich – ganztägig zuhause. Von jetzt auf gleich dauernd zusammen zu sein, kann die Beziehung ganz schön auf den Prüfstand stellen. Auch unsere!
Da wir allerdings durch permanentes Homeoffice in der Coronazeit schon üben konnten und Thomas sowieso vorhatte, in diesem Jahr in den Ruhestand zu gehen, war das kalte Wasser, in das wir gefallen sind, zumindest nicht bitterkalt.
Ganz neu für uns: Viel gemeinsame Zeit
Der Gedanke, dass wir demnächst zuhause viel Zeit zusammen verbringen würden, waberte schon länger durch unseren Sinn.
Thomas hatte sich bereits darauf gefreut, seine Rente aufzubessern, indem er sein Hobby (Reparieren und basteln an Gitarren) auf professionelle Füße stellen würde. Das konnte er nun schon etwas früher tun und die Arbeit, die er nun zuhause in seiner Kellerwerkstatt verrichtet, macht ihm sehr viel Freude.
Den Job in seiner alten Arbeitsstelle (IT-Scannersupport) vermissen wir beide nicht! Die Arbeit war in den letzten Jahren zu einer Nervenzerreißprobe mutiert. Die Folge waren ein enormes Stresserleben und zunehmend gesundheitlich krisenhafte Zustände bei Thomas. Das mitanzusehen, fiel mir schwer, da er keine Möglichkeit sah, sich selbst aus der Situation zu befreien.
Dann kam die Insolvenz.
Und mit ihr – nach einer kurzen Phase emotionaler Achterbahnfahrten – endlich Ruhe, Freiheit, Entlastung, Atemholen und so weiter. Ein typischer Ausdruck der Polaritäten in uns.
Das alles ist nun ein halbes Jahr her.
Wir haben schnell gelernt, mit der neuen Situation umzugehen und spüren beide, dass in einer stressfreien häuslichen Atmosphäre viel mehr Raum ist für wertschätzendes Miteinander, für konstruktive Gespräche, für Kreativität und persönliches Wachstum und natürlich für das große Feld der Liebe.
Und wenn sie nicht gestorben sind…
Nun könnte ich an dieser Stelle fortfahren mit: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann…
Ganz so ist es aber nicht.
Bei mir ist es nämlich so, dass genau in dem Moment, wenn sich die Kraft der Liebe in mir ausdehnt, wenn sie sich Raum nimmt, eine Gruppe von Gegenspielern die Bühne betritt, die offensichtlich etwas dagegen haben, dass es mir gut geht. Gerade so, als ob mein Körper nicht damit einverstanden ist, in eine tiefere Entspannung zu kommen, entwickelte er kürzlich eine mehrtägige Schwindelattacke, gefolgt von tagelangen Rückenschmerzen. Unruhige Nächte mit vielen, zum Teil wirren Träumen waren weitere Begleiterscheinungen. Ich spürte deutlich die Lösungsprozesse, die in meinem Körper stattfanden. Wie ein Aufbegehren alter Zöpfe, die sich in ihrer Existenz bedroht fühlen.
Irgendwann wurde es besser.
Zurück blieb ein Gefühl von: „Der Teufel gibt nicht kampflos auf.“
Die Polaritäten in uns sind permanent aktiv… mal mehr , mal weniger
Der spirituelle Lehrer Eckhart Tolle spricht in diesem Zusammenhang auch gerne vom Schmerzkörper in uns, der aktiv wird.
Es ist immer beides da. Die Liebe und das Drama.
Aber warum ist das so? Warum werden im Körper in einer Zeit tiefer Entspannung plötzlich Altlasten aktiv?
Es hat damit zu tun, dass wir Menschen Teil der Natur sind. Und in der Natur ist alles polar aufgebaut. Wir auch!
Im Grunde wissen wir das alle. Es gibt Heiß und Kalt, es gibt Tag und Nacht, es gibt Gut und Böse, Anspannung und Entspannung. Das sind Binsenweisheiten und ist nichts Neues.
Genau diese Polaritäten treiben auch in uns ihr Spiel.
Nun liegt es an mir, wohin ich mich wende. Folge ich dem Feld der Liebe oder lasse ich zu, dass Schwindel und Schmerzen mir den Weg dorthin versperren oder mich in eine andere Richtung lenken?
Die echte Liebe und ihre Widersacher
Wenn wir mit der echten tiefen Liebe in Kontakt kommen, fühlen sich die dunklen Kräfte in uns in ihrer Existenz bedroht.
Und das zu Recht. Sie wissen, dass die Liebe die stärkste Kraft ist. Sie kommt direkt von Gott. Die Liebe ist unser natürlicher Zustand. Das Licht der Liebe ist stärker als alle Schatten. Es überstrahlt alles andere und kein dunkles Fleckchen in uns bleibt davon unberührt. Anteile wie Wut, Neid oder Scham halten das Licht der Liebe jedoch nur schwer aus. Sie möchten nicht gesehen werden. Schon garnicht von uns selbst. Wer nimmt schon gerne die eigenen Schattenseiten und Unzulänglichkeiten wahr? Niemand! Oder?
Darum geben ebendiese Schatten und dunklen Kräfte ihre Vormachtstellung in uns nicht kampflos auf. Sie begehren auf, ringen um ihren Status. Sie versuchen, ihre Position zu verteidigen.
Die Widersacher scheuen das Licht!
Während die Liebe uns wachsen lassen möchte, wollen ihre Kontrahenten uns klein halten. Sie scheuen das Licht!
Können wir denn überhaupt etwas tun, damit sie uns nicht das Leben zur Hölle machen?
Ja, wir können!
Wir tun gut daran, wenn wir „dran bleiben“. An der Liebe.
Darum macht es Sinn, uns von den dunklen Anteilen, die uns ganz schön ärgern können, nicht immer wieder ins Bockshorn jagen zu lassen. Wir tun gut daran, gegen nichts zu kämpfen, sondern lediglich zu beobachten, was da in uns passiert. Nur so können wir lernen, mit beiden Kräften umzugehen. Mit Licht und Schatten, mit Liebe und allem, was sich dagegen stellen möchte. Wenn wir einen Umgang mit den Drama- Anteilen in uns lernen, verlieren sie ihren Einfluss auf unser Handeln und unsere Gefühlslandschaft. Darum macht es Sinn, sie zunächst einmal bewusst wahrzunehmen.
Das ist nicht leicht, jedoch können wir Übung darin bekommen. Und nur, wenn wir diese inneren Kämpfe ein paarmal erlebt haben, wächst unser Vertrauen. Und damit unsere Fähigkeit, in der Liebe zu bleiben. Auch dann, wenn es turbulent wird. Wenn wir die Angst vor dem inneren Schauspiel verlieren, macht es sogar mitunter Freude, diese Kräfte – die Polaritäten – in uns wahrzunehmen. Sie lassen uns unsere Lebendigkeit spüren.
Sei getrost. Die Liebe ist da. Sie ist immer da.
Es gibt immer beide Pole. Wenn wir das wissen, können wir die schwierigen Phasen des Lebens leichter annehmen. Wir können sie gelassener als unvermeidbaren Teil des Lebens akzeptieren. Wir müssen nicht mehr dagegen kämpfen. Dieser Umstand schafft mehr und mehr Frieden in uns.
Kennst du die „Bhagavad Gita“? Das ist eine vedische Schrift, die das Spiel der kosmischen Kräfte wunderbar beschreibt. Sie ist Teil der spirituellen Weltliteratur. In der Bhagavad Gita wird auf sehr poetische Weise der Umgang mit den kosmischen Kräften beschrieben. Der junge Krieger Arjuna sucht in einer tiefen Krise Rat bei seinem Lehrer Krishna. Er erhält Antworten auf die großen Seinsfragen des Lebens. Sehr lesenswert! Neben den Evangelien ist die Bhagavad Gita meine favorisierte spirituelle Schrift.
Die Bhagavad Gita erfüllt ein Stück unsere Sehnsucht nach „verstehen wollen“, nach „mehr wissen wollen“. Dabei ist es gut zu wissen, dass wir das Spiel niemals so ganz verstehen können. Schließlich sind wir darin verstrickt. Wir sind in das Geschehen involviert. Es umgibt und erfüllt uns gleichermaßen. Wir sind ein Teil des großen kosmischen Theaters. Und Worte sind immer zu klein, um es wirklich zu beschreiben. Es ist und bleibt in letzter Instanz ein Mysterium.
Ich wünsche dir, die Polaritäten in dir immer besser zu erkennen. Ich wünsche dir, dass du zunehmend in die Lage kommst, das Spiel des Lebens in dir zu betrachten. Und zu genießen. Lass die Liebe in dir wachsen. Sie ist dein natürlicher Zustand.
Herzliche Grüße,
Deine Daniela
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