Wie wir unsere Träume erfolgreich zerdenken und zerreden

Auf dem Bild ist eine Frau mit Brille, Denkblasen und der Satz Wie wir unsere Träume erfolgreich zerdenken und zerreden.


Wie wir unsere Träume erfolgreich zerdenken und zerreden.

Wie wir unsere Träume erfolgreich zerdenken und zerreden.

Ich habe einen Wunsch. Ich möchte etwas ausprobieren. Erfasse intuitiv, dass es mich glücklich machen würde, wenn es gelänge. Es würde einigen Mut erfordern, es zu versuchen. Es stehen auch ein paar Hindernisse im Weg. Ich könnte scheitern. Das wäre peinlich. Aber vielleicht klappt es ja doch.


Irgendjemand sagt: Willst du dir das wirklich antun? Denk lieber nochmal drüber nach!

Wäre wohl besser.

Dann fange ich an, einmal gründlich drüber nachzudenken. Natürlich nicht wertfrei. Ich beginne damit, es gedanklich zu sezieren. Wahrscheinlich funktioniert es sowieso nicht. Ist eigentlich schon fast logisch! Ich wälze es eine Weile hin und her und hole mir bei anderen Menschen Bestätigung für meine Bedenken und (mittlerweile) negativen Gedanken ab. Und das geht so lange bis nichts mehr von meinem ursprünglichen Wunsch übrig geblieben ist. Nur ein leises Sehnen, welches unter der Oberfläche noch spürbar ist. Damit ich es nicht dauernd fühlen muss, lege ich das Sehnen in eine innere Schublade zu den anderen Wünschen und Träumen, aus denen nichts geworden ist. Diese innere Schublade schließe ich doppelt ab. Es wäre anders nicht zu ertragen.

Kennst du so etwas auch?

Wie oft im Leben gehen wir auf ebendiese Weise vor?

Wir – in der westlichen Kultur – sind Logiker. Wir sind gut im Denken und im Reden. Allerdings auch im ZERdenken und ZERreden. Geradezu meisterhaft zerfleischen wir alles, was uns zu weit vom vorgeschriebenen Weg wegführen könnte. Wir fragen nicht: Fühlt es sich gut an? Macht es dir Freude? Die wichtigsten Fragen lauten: Ist es effizient? Wirft es am Ende genug ab? Wie hoch ist das Risiko, dass es nicht klappt? Wir fokussieren gerne Ergebnisse, klammern dabei vosichtshalber allzu unkonventionelle Wege aus. Und so weiter…

Wovor haben wir Angst?

Vor allem vor dem Scheitern. Wir haben geradezu panische Angst davor, Fehler zu machen. Wir könnten im Irrtum sein. Wie stehen wir vor den Anderen da, wenn sie merken, dass wir es nicht drauf haben? Da darf man nichts dem Zufall überlassen. Wir fühlen uns nur dann erfolgreich, wenn wir keine Fehler machen und trauen unserer Intuition nicht über den Weg. Warum nicht? Weil ihre Form der Logik mit der Logik unseres Verstandes nicht im Gleichschritt geht.

Das gedankliche Zerfleddern von kreativen Ideen und Eingebungen ist nicht nur salonfähig, wir haben es zu unserer zweiten Natur gemacht. Ich sage absichtlich „zweite“ Natur, weil zuerst der Impuls kommt. Der Impuls ist unsere erste Natur. Er kommt von einer höheren Stelle. Er kommt aus unserer Tiefe. Leider haben wir durch unsere Lebensart verlernt, unsere Intuition fürwahr und ernst zu nehmen. Das, was unsere Gedanken produzieren, nehmen wir dafür umso ernster.

Aus genau diesem Grund habe ich das Erstellen von Pro- und Contra-Listen weitestgehend aus meinem Repertoire von Herangehensweisen an wichtige Entscheidungen entfernt. Eine Pro-Contra-Liste entspringt meist einem rein logischen Denken und wird dem ersten Impuls nur selten gerecht. Sie wird unseren Wünschen nicht gerecht. Sie wird dem Leben selbst nicht gerecht! Von wo aus werden Wünsche und Impulse generiert? Sie entspringen dem Sein. Sie steigen auf und möchten durch uns zum Leben erweckt werden. Wünsche und Träume möchten durch uns gelebt werden. Auch dann, wenn sie Umwege bedeuten oder wenig effizient sind. Die zugrunde liegende Logik einer Pro-Contra-Liste ist häufig lust- und erlebensfeindlich. Wir gewichten üblicherweise unsere Bedenken deutlich höher als unseren Wunsch, es einfach zu versuchen. Solche Listen werden genährt aus der Angst, etwas Falsches zu tun. Aber was genau ist „etwas Falsches“?

Ist eine Entscheidung, die mich in eine (vielleicht etwas unangenehme) Erfahrung bringt, etwas Falsches? Auf keinen Fall! Auch ein Weg, der zu keinem bestimmten Ziel führt, ist nicht „etwas Falsches“. Solche Wege sind wertvolle Etappen für das persönliche Wachstum. Wir lernen durch sie. Und alles, was wir durch (schöne und schwere) Erfahrungen lernen, lässt uns wachsen, lässt uns reifen. Alles, was wir durch Erfahrungen lernen, spüren wir im Körper. Es ist nichts Abstraktes. Erfahrungen sind konkret. Wichtig ist hierbei zu erwähnen, dass ich Erfahrungen immer nur selbst machen kann. Selbstverständlich kann ich auch aus den Erfahrungen anderer Schlüsse ziehen. Bei manchen Dingen ist das sehr sinnvoll. Es bleiben jedoch die Erfahrungen der Anderen.

Besonders ausgefallene Kinderideen werden gerne von Erwachsenen kaputtgedacht und anschließend durch Totschlag-Argumente kleingeredet. Woran die Kinder Freude haben, ist den Großen oft zu umständlich oder zu anstrengend. Wo Kinder lebendige Umwege lieben, plädieren Erwachsene eigentlich immer für den direkten Weg. Effizienz halt! Und das geht so lange weiter, bis die Kinder gelernt haben, ihren Ideen und Eingebungen auch nicht mehr zu trauen. Herzlich Willkommen im Teufelskreis. Denk lieber nochmal drüber nach!

Gerade bei Entscheidungen, die den Bildungsweg betreffen, ist die Toleranzschwelle der Erwachsenen nicht besonders hoch. Umwege sind hier ausdrücklich nicht erwünscht. Dies ist nicht nur eine eigene, sondern auch eine Erfahrung aus meinem langjährigen Praxisbetrieb. Es wird vor allem dann Druck aufgebaut, wenn Eltern oder andere Verantwortliche allzu sehr auf bestimmte Ergebnisse hoffen. Und das möglichst in einem „angemessenen“ Tempo. Möchte das Kind andere Wege gehen, als der Vater oder die Mutter für sie vorgesehen haben, werden Argumente formuliert, die vor allem der Verunsicherung dienen. Da öffnen stringente Denkmuster und ausgeklügelte Argumentationsketten der Manipulation Tür und Tor. Natürlich nur zum Besten des Kindes.

Auch hier ist die Angst treibende Kraft. Die Angst nämlich, dass das Kind später im Berufsleben Schiffbruch erleidet. Selbstverständlich kenne ich diese Angst als Mutter von drei Kindern auch. Ich bin mit zweiten und dritten Bildungs – um – wegen vertraut. Meine Empfehlung dazu ist, dass die oberste Priorität sein sollte, dass das (jugendliche) Kind sich wohlfühlt auf dem Wegeabschnitt, den es gerade geht. Für die Begleitung ungewöhnlicher Bildungswege sind eine Portion Gottvertrauen und ein ordentlicher Schwung Kreative Intelligenz sehr zu empfehlen. Dann kann es für alle Beteiligten große Freude sein, auf diesen Wegen zu gehen.

Übermäßiges Drüber-nachdenken und Drüber-reden fördert auch das Zerlegen und Fragmentieren von etwas „Ganzem“. Etwas, was bis dahin heil war, zerfällt in tausend Wort-Schnipsel. Und es wird so lange weitergemacht, bis sich der ursprüngliche Impuls, dem man gerne gefolgt wäre, am Ende nicht mehr gut anfühlt.

Häufig werden durch umständliche Gedankengänge Probleme konstruiert, wo es eigentlich keine gibt. Ist ja auch klar, der Verstand liebt das Drama! Vieles wird unnötig verkompliziert. Vielleicht ist es dir auch schon einmal passiert, dass du für eine gemeinschaftliche Herausforderung eine gute und einfache Lösung hattest, andere dir diese allerdings madig gemacht haben. Möglicherweise weil der Lösungsvorschlag zu einfach schien oder weil er nicht auf deren Mist gewachsen war.

Die kreativen Einfälle anderer zu zerreden, entsteht aus eigenen Unsicherheiten und führt zu Verunsicherung der Anderen.

In Gesprächs- und Debattierkreisen ist der Übergang vom Philosophieren zum Zerreden oft fließend. Hier ist es allerdings erwünscht, sowohl einfache als auch kompliziertere gedankliche Konstrukte in ihre Einzelteile zu zerlegen. Hier werden Begriffe und Aussagen gedreht und gewendet, von allen Seiten beleuchtet und so lange hin und her geschoben, bis alle Beteiligten sich daran vergangen haben und die Runde zufrieden beendet werden kann. Für diesmal! Sowas kann Spaß machen und es findet in einem dafür vorgesehenen Rahmen statt.

In der Politik verhindert das Zerreden und Verdrehen von Inhalten und politischen Zielen, dass sich wirksame und konstruktive Veränderungen in einer vertretbaren Zeitspanne tatsächlich auch vollziehen könnten. Das Debattieren ist häufig nichts weiter als ein Schlagabtausch im Plenarsaal. Es erinnert an psychologische, mindestens aber verbale Kriegsführung und es scheint lediglich darum zu gehen, die Anderen mit ihren Ideen nicht durchkommen zu lassen. Geschieht das wirklich zum „Wohl des Volkes“?

So, jetzt ist hier aber genug Zerdacht, Zerredet und Zerschrieben… 😉

Lass dir deine Träume von niemandem ausreden, nimm deine Wünsche ernst und wenn du ungewöhnliche Wege ausprobieren willst, dann nur zu… Du weißt doch: Umwege erhöhen die Ortskenntnis und sie sind meistens landschaftlich schöner…

In diesem Sinne, alles Liebe,

Deine Daniela

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