Ich fühle mich durch den Tag hindurch

Auf dem Bild ist ein Stück Himmel mit Wolken zu sehen. Und der Satz: "Ich fühle mcih durch den Tag hindurch".


Ich fühle mich durch den Tag hindurch

Ich fühle mich durch den Tag hindurch.

Alles beginnt damit, dass ich morgens aufwache.

Ich fühle mich! Irgendwie!


Mein Körper fühlt sich an wie ein Kraftwerk. Innerlich. Es brummt so komisch und ich spüre, dass irgendwas in mir arbeitet. Da ist Anspannung im Schulterbereich. Und im Becken, in den Beinen. Wo kommt das alles her? Ich habe doch bis vor wenigen Minuten geschlafen. Ich versuche, locker zu lassen. Mit wenig Erfolg. Und so lasse ich es erstmal zu.
Die Nacht war unruhig. Was habe ich geträumt? Ich erinnere mich an Personen, mit denen ich schon lange nicht mehr im Kontakt bin. Der genauere Kontext des Traumes wird zunehmend unscharf. Die Anspannung lässt ein wenig nach.

Die Nacht klebt noch einen Weile wie eine zähe Flüssigkeit an mir. Wie geht es mir heute? Ich weiß noch nicht wirklich, wie ich mich fühle. Ich fühle mich. Das reicht.

Ich muss aufs Klo. Danach lege ich mich noch einmal kurz hin. Ein bisschen dehnen und räkeln. Das tut gut. Ich drehe mich in die Bauchlage, weil diese Lage bei mir scheinbar den ventralen Vagus aktiviert. Das mache ich jeden Morgen. Ich versuche, bewusst alles locker zu lassen, was sich verspannt anfühlt. Das geht in Bauchlage leichter. Ich spüre, wie Ruhe in den Körper fließt. Das tut soooo gut!

Nach einer Weile stehe ich auf.

Es ist kurz vor sieben. Ich schüttele Arme und Beine aus, dann den Rumpf. Hält der Kreislauf? Ich möchte die Dämonen der Nacht im wahrsten Sinne des Wortes abschütteln. So ein bisschen gelingt es auch.

Ich befreie den Kater (Sam) aus meinem Arbeitszimmer. Der muss da nachts rein, weil unsere Schlafzimmertüren offen stehen und ich ihn nicht im Bett haben will.

Wir gehen zusammen runter in die Küche und Sam bekommt als erstes sein Frühstück und eine kleine Streicheleinheit. Zu dieser frühen Zeit ist es leichter für mich, mit Sam umzugehen als mit meinem Mann Thomas. Der schläft noch. Und das ist gut so!

Ich weiß immer noch nicht so genau, wie es mir eigentlich geht. Irgendwie muss ich erstmal mich selbst wiederfinden. Jeden Morgen neu. Ich mache mir einen großen Becher heißes Wasser mit etwas Zitrone und fülle die Thermoskanne auf. Ich höre Thomas im Bad. Dann bereite ich mir einen kleinen Snack zu (muss sein, da ich zum Unterzucker tendiere!) und nehme alles mit hoch. Jetzt hänge ich in der Warteschleife, weil das Bad besetzt ist. Das macht mir Stress! Seit Thomas Rentner ist, passiert das öfter. Endlich kann ich ins Bad.

Öl ziehen, Zähne putzen.

Danach wieder in mein Schlafzimmer. Alleine! Es ist Herbst. Ich mache eine Kerze an. Die Rolladen müssen hoch, damit ich dem Tag beim Werden zuschauen kann. Ich liebe das zunehmende Licht am Morgen. Ich schaue aus dem Fenster. Der Himmel sieht heute so schön aus. Ein paar dunkle Wolken, die sich sachte bewegen. Dazwischen ist der Himmel heller. So mag ich es am liebsten.

Ich setze mich in meinen Sessel am Fenster. Der erste Schluck heißes Wasser rinnt mir durch die Kehle. So gut! Und mit dem Wasser fließt ein Gefühl der Dankbarkeit in mich hinein. Und mit ihr Lebensfreude. Ich fühle mich reich. Ich bin! Mehr braucht es gerade nicht. 

Ich spreche leise ein kleines Gebet, möchte meine Dankbarkeit für das heiße Wasser, die Kerze und die Decke, die meine Füße wärmt, zum Ausdruck bringen. Möchte meine liebsten Menschen höheren Händen anvertrauen und sie gesegnet wissen. Auch an diesem Tag.

Etwas in mir beginnt zu fließen. Ich notiere ein paar Ideen für Blogartikel in das kleine Notizbuch, welches neben mir liegt. Ich atme! Spüre mich.

Kurze Zeit später waschen oder duschen und rein in die Yogaklamotten.

Ich liege auf meiner Yogamatte. Wie geht es mir jetzt? Einmal in den Körper spüren…. Da ist noch immer vieles verspannt und verkürzt. Ich nehme bewusst Kontakt zum Boden auf und los geht’s. Meine morgendlichen Asanas bestehen zu großen Teilen aus Dehnübungen und aus Bewegung. Ein wenig Balance schadet auch nicht und zwischendurch immer wieder hinfühlen. Und atmen! Wo im Körper spüre ich Antworten auf die angebotenen Bewegungsimpulse? Das ist nicht jeden Tag gleich. Aber das Gefühl nach dem Yoga, den Körper einmal durchbewegt zu haben, tut jeden Tag gut!

Machst du Yoga?

Mittlerweile ist es viertel vor neun. Jetzt noch meditieren. Warum ist es schon wieder so spät? Etwas in mir würde lieber sofort frühstücken gehen. Mein Verstand zählt mir auf, welche Vorteile es hätte, wenn ich das Meditieren heute mal ausfallen lassen würde. Mehr Zeit am Frühstückstisch. Thomas ist längst unten. Sam ist schon draußen.

Gar nicht so leicht, mit den quengelnden Stimmen in meinem Kopf umzugehen. Zum Glück muss ich nicht jeder Stimme nachgeben. Ich entscheide!

Selbstverständlich meditiere ich. Zweimal am Tag für 20 Minuten. Seit über sieben Jahren verbinde ich mich zweimal täglich mit der tiefen Quelle in mir, die mich am Leben hält. Es ist seltsam. Bevor ich morgens meditiere, spüre ich manchmal Widerstand. Besonders dann, wenn ich spät dran bin. Gerade so als ob mir die Zeit davon laufen würde. Als ob es so etwas gäbe. Die Querulanten in mir, die sich durch das Meditieren bedroht fühlen, bieten alles auf.
Habe ich meine Meditation dann beendet, fühle ich mich darin bestätigt, dass es nichts gibt, was diese Stillezeiten ersetzen könnte. Die Stimmen im Kopf, die vorhin so lautstark protestiert haben, sind verstummt. Ich fühle mich gestärkt. Bin mit dieser morgendlichen Meditation wieder einen Schritt weitergegangen. Einen Schritt weiter auf mich selbst zu. Einen Schritt tiefer ins Leben. Habe spürbar meine Verbindung zur Quelle des Lebens gefestigt. So soll es sein.

Jetzt kann ich auch Thomas begegnen. Seit er nicht mehr arbeitet, verbringen wir täglich viel Zeit miteinander.

Nach dem Frühstück schaue ich (erstmals an diesem Tag) ins Handy. Irgendwas Neues? Ich schaue, was es gibt. Eine WhatsApp? Einmal bei Instagram rein. Was sagt die Wetter-App für heute? Ich bin ziemlich wetterfühlig. Gerade so als ob mein Körper unmittelbar auf die unterschiedlichen Wetterphänomene reagiert. Vermutlich ist es auch so. Eine Weile sitzen Thomas und ich schweigend in unsere Handys vertieft.

Dann geht der Tag weiter.

Welcher Tag ist eigentlich heute? Steht etwas im Kalender oder gibt es eine ToDo-Liste? Was möchte heute erledigt werden? Steht ein Coaching an? Oder ein anderer Call?

Wenn ich außerhäusige Termine vereinbare, mache ich das grundsätzlich für nachmittags. Der Vormittag gehört am liebsten mir. Am liebsten Zuhause! Das Leben möchte es manchmal anders.

Es wird Mittag, dann Nachmittag. Ich fühle mich hindurch, durch diesen Tag. Ich koche, arbeite, gehe spazieren, und so weiter… alles eingefärbt von entsprechenden Gefühlslagen. Es ist bunt an diesem Tag.

Wie ist das bei dir? Wie fühlst du dich während der unterschiedlichen Tagesetappen? Nimmst du dir Zeit, zwischendurch einmal innezuhalten? Oder befindest du dich mehr im Autopilot? Wie sind deine Stimmungen?

Meine Stimmungen und Befindlichekeiten sind jeden Tag, manchmal jede Stunde, neu. Es ist wie ein Tanz.

Das Außen tanzt mit dem Innen.
Die Welt tanzt mit Daniela. (Hier kannst du gerne deinen Namen einsetzen: Die Welt tanzt mit […])
Daniela tanzt mit dem Leben.  ([…] tanzt mit dem Leben)

Alles ist in Bewegung.

An manchen Tagen ist es eine echte Wackelpartie. Nichts ist starr, nichts von Dauer. Die Tage, Monate, Jahreszeiten wechseln. Wir sind in jeder Sekunde unsres Lebens lebendig. In jeder Sekunde neu. Im Austausch. Im Fluss. Bestenfalls in Verbindung. Der ewige Tanz hält uns vital, lässt uns fühlen, dass wir da sind. Dass wir dazugehören. Wir sind Teil des Gesamten.

Es hilft mir, mich selbst in den unzähligen täglichen Interaktionen immer wieder aus der Beobachter:innen-Perspektive anzuschauen. Das klappt nicht an allen Tagen gleich gut. Wenn mir das aber (zunehmend!) gelingt, treibe ich nicht länger wie ein hilfloses kleines Boot auf den Wellen des Lebens-Ozeans. Bin ich in der Lage, mich selbst zu beobachten, erschafft dies ein Feld der Ruhe. Ich spüre dann, dass Gedanken und Gefühle zwar kommen und gehen, dass ich diese Gedanken und Gefühle aber nicht bin. Ich bin mehr, ich bin größer, weil ich die Gedanken und Gefühle beobachten kann. So entsteht eine Distanz dazu und ich kann mir aussuchen, welcher Gedanke und welches Gefühl es wert sind, dass ich ihnen Beachtung schenke.

Auf diese Weise wird jeder Tag zu einem Geschenk.

Neigt der Tag sich dem Ende zu, wird noch einmal meditiert. Danach beginnt der Abend. Was gibt es noch zu tun, um den Tag zu beschließen? Etwa eine Stunde vor dem Zubettgehen schalte ich mein Handy aus. Alles andere tut mir nicht gut. Noch ein paar abendliche Rituale und dann ist endgültig Schlafenszeit. Bevor ich mich schlafen lege, bringe ich noch einmal meine Dankbarkeit für diesen Tag zum Ausdruck.
Ich begegne der Nacht mit großem Respekt. Bei mir geschieht viel in der Nacht. Lösungsprozesse, Unruhen, manchmal Stunden der Schlaflosigkeit. Ich lasse das alles geschehen, so gut ich kann. Mein Körper ruht. Ich spüre noch einmal in den gesamten Körper hinein. Meine Gedanken verwischen… immer mehr… gute Nacht…

Ich wünsche dir heute einen kraft- und lichtvollen und Tag. Und morgen ebenso… Ich möchte dich ermutigen, dich hindurchzufühlen. Jeder Entscheidung, die du triffst, liegt eine entsprechende Emotion zugrunde. Je bewusster du dich spürst, umso bewusster werden deine Entscheidungen sein.

Viel Freude und schöne Erkenntnisse beim hindurchfühlen…

Alles Liebe …

Deine Daniela

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