Der nächste Schritt – Wir brauchen immer nur den nächsten Schritt

Auf dem Bild ist ein Weg und Fußabdrücke zu sehen. Außerdem die Worte: Der nächste Schritt /Wir brauchen immer nur den nächsten Schritt.


Der nächste Schritt – Wir brauchen immer nur den nächsten Schritt

Der nächste Schritt – Wir brauchen immer nur den nächsten Schritt.

Vor vielen Jahren habe ich mich von meinem ersten Mann, dem Vater meiner Kinder, getrennt. Es war eine schwierige Trennung. Es war wenig friedlicher Umgang miteinander möglich, dafür viel Bedürftigkeit auf beiden Seiten. Wir hatten drei Kinder in unterschiedlichen Altersstufen. Die wirtschaftliche Situation wurde zunehmend dramatischer. Kurz gesagt: Keiner von uns wusste, wie es am nächsten Tag weitergehen könnte, wie es weitergehen würde.


Jeden Abend, wenn die Kinder sicher zuhause, die jüngeren schon im Bett waren, habe ich mich für den Tagesabschluss in meinen Sessel gesetzt und voller Dankbarkeit – manchmal regelrecht verwundert – festgestellt, dass ich den Tag geschafft habe. Mehr musste es nicht sein. Wir alle sind für heute in Sicherheit und der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jetzt kann auch ich schlafen gehen.

Es ist etwas Wahres daran, wenn gesagt wird, dass die Zeit Wunden heilt. Stellt sich nur die Frage, wie leben wir „die Zeit“ solange die Wunden noch nicht verheilt sind? Wie schaffen wir es, Tag für Tag zu durchleben, wenn gerade alles über uns zusammen zu brechen scheint? Was können wir tun, wenn wir schon morgens in Sorge darüber sind, was an diesem Tag alles schiefgehen könnte?

Aus dieser schwierigen Lebensphase habe ich eine der wertvollsten Lebenslektionen mitgenommen, die sich seitdem für mich zu einer generellen Lebenshaltung manifestiert hat:

In Momenten wie dem oben beschriebenen ist es gut zu wissen, dass wir nichts „überblicken“ müssen.

Wir müssen tatsächlich nicht wissen, was in einem Jahr, in einem Monat, ja sogar in einer Woche sein wird. Wir müssen es auch nicht verstehen. Es reicht völlig, wenn wir für uns herausfinden, wie der nächste Schritt aussehen soll. Aber wie können wir das?

Meistens gibt es einige Ankerpunkte, die den Tag in Abschnitte einteilen.

Einige Beispiele:

  • Die Kinder müssen in die Schule.
  • Ich bereite trotz der schwierigen Situation für alle täglich ein Mittagessen zu.
  • Ich arbeite stundenweise zu festen Zeiten außer Haus.
  • Die Zubettgehzeiten sind definiert.
  • Und so weiter…

Diese Ankerpunkte helfen, das Chaos zu strukturieren. Alles andere muss sich um die installierten Zeiten herumgruppieren. Wenn wir darauf achten, dass die festen Punkte weitestgehend eingehalten werden, bietet das allen Beteiligten ein Quäntchen Struktur und damit ein Stückchen Sicherheit.

Manchmal stehen wir im Leben an Punkten, wo wir einfach nicht wissen, was hinter der nächsten Ecke auf uns wartet. Wenn das Chaos um uns herum allzu unübersichtlich geworden ist, wird es sogar nötig, alles auf den nächsten kleinen Schritt herunter zu brechen. Sonstreagieren wir auf die äußeren Umstände allzu unbewusst oder es besteht die Gefahr der kompletten Erstarrung. Wir werden möglichweise handlungsunfähig, wenn uns jegliche Sicherheit im Außen verloren geht. Uns der dramatischen Situation bewusst werden und den nächsten Schritt ins Visier zu nehmen, gibt uns ein kleines Stück Klarheit und Handlungsfähigkeit zurück. Eine wichtige Voraussetzung, um den nächsten Schritt zu gehen.

Um in oder nach schweren Episoden wieder handlungsfähig zu werden, macht es Sinn, gezielt Stille-Momente in den Alltag zu integrieren. Wir brauchen die Stille-Zeiten, um überhaupt die Richtung herauszufinden, in die der nächste Schritt getan werden soll. In Phasen der Ruhe wird etwas in uns aktiv, was uns Richtung geben kann. Unsere Intuition und unser innewohnendes Navigationssystem funktionieren besser, wenn die Hektik einer chaotischen Zeitspanne einmal aussetzt. Dann finden sich manchmal ganz von selbst Antworten auf die Fragen, die sich in diesen Zeiten aufdrängen: Wo will ich überhaupt hin? Was trägt zur Verbesserung der gegenwärtigen Situation bei? Oder: Welcher Weg fühlt sich besser an? Rechts oder links herum?

Und selbst wenn sich einmal ein Weg als Sackgasse oder Einbahnstraße entpuppt, kann es trotzdem richtig sein, ihn zu gehen. Und sei es nur, um einmal von der Hauptverkehrsstraße wegzukommen. Einmal kurz zur Ruhe kommen. Pause machen.

Wir alle wissen, dass es unruhig geworden ist in der Welt. Nicht nur das Wetter schlägt dramatische Kapriolen. Regierungssysteme zerfallen oder sehen Kriegsführung als einzige Handlungsmöglichkeit. Viele Industriebosse interessieren sich ausschließlich für die Gewinnermittlungen ihrer Firmen, nicht jedoch für das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter oder für zuneige gehende Umweltressourcen.

Diese Unruhe im Außen spiegelt sich in jedem Einzelnen Menschen wider. Nicht zu vergessen: Auch in den Kindern! Besonders sensitive Menschen spüren das deutlich. Das kann so weit führen, dass sich die Weltlage eins zu eins auch in uns abzuspielen scheint. So etwas schlaucht!

Verwirrung, Angst, Gelähmtheit, Ohnmacht oder Erstarrung sind nur einige Zustände, die vielen von uns zurzeit das Leben schwermachen. Auch hier ist wichtig, zunächst auf dem Schirm zu haben, dass du das Chaos nicht überblicken musst. Jeder Versuch, dies zu tun, ist zum Scheitern verurteilt und verursacht unter Umständen noch mehr Leiden. Du musst auch keine Lösung parat haben. Das darfst du dir immer wieder klarmachen. Jeden Tag, an manchen Tagen jede Stunde.

Vertraue dir, vertraue dem Höheren in dir. Es ist IMMER da! Vertraue dem nächsten Schritt und vor allem: Vertraue der Kraft, die im nächsten Schritt liegt. Sie wirkt! Sie bringt dich in Bewegung. Darum verbinde dich mit dieser innewohnenden Kraft, so gut du kannst.

Auch wenn um dich herum ein noch so regelloses Durcheinander herrscht, versuche – ruhig mehrmals am Tag – still zu werden.

Warum still werden? Weil die leisen Stimmen, die dir den Weg weisen können, in einem lärmenden Geist ungehört verklingen.

Frage dich, wie dein individueller nächster Schritt aussehen mag? Lass die Frage wieder ziehen, nachdem du sie gestellt hast. Dein Körper weiß, was zu tun ist. Du wirst Antworten erhalten. Ganz bestimmt. Darum immer wieder Stillezeiten einbauen. Und wenn du spürst, welcher Schritt als nächstes dran ist, dann gehe ihn. Damit hilfst du nicht nur dir selbst. Wenn du dich wieder in Bewegung bringst, sind die Menschen um dich herum ebenfalls gehalten, sich zu bewegen. Etwas geht weiter.

Natürlich erfordert nicht nur eine Trennung neue Schritte. Es gibt viele weitere Startpunkte, die einen ersten kleinen Schritt erfordern, um wieder in Bewegung zu kommen:

  • Heilungswege – sie sind oft langwierig, es scheint, als ob wir immer wieder am selben Punkt auskommen. In den meisten Fällen ist das nicht der Fall. Wenn du dennoch den Eindruck hast, dich im Kreis zu drehen, dann schau gerne in meine Angebote. Vielleicht ist es nur ein kleiner Impuls, der dich wieder auf die Spur bringen kann.
  • Wenn wir ein Fernziel anpeilen, etwas Großes vorhaben, einmal über uns hinauswachsen wollen. Auch hier darfst du dich fragen wie der erste kleine Schritt aussehen könnte, der dich in die entsprechende Richtung bringt.
  • Dein spiritueller Weg. Ich bin großer Fan von gelebter Alltagsspiritualität. Alltagsmystik. Gerade auf diesem Weg braucht es ein langsames Tempo. Sei skeptisch, wenn dir jemand verspricht, dass es Abkürzungen gibt. Deine Entwicklung kann dir niemand abnehmen.
  • Wenn ein geliebter Mensch plötzlich verstirbt. So ein Ereignis kann uns regelrecht lähmen. Es ist nur so: Für uns geht das Leben weiter. Und darum ist es unabdingbar, uns nach einer Weile wieder mit kleinene Schritten zurück in die äußere Welt zu trauen.
  • Plötzliche Arbeitslosigkeit. Wovon soll ich morgen meine Brötchen bezahlen?

Und noch etwas: Lass dich nicht blenden. Lasse dich nicht verunsichern von den (scheinbaren) glänzenden Erfolgen der Anderen.

Dein Tempo – Deine Schrittlänge – Dein Ziel!

Versuche, auch in unübersichtlichen Situationen Freude bei jedem einzelnen Schritt, den du gehst, zu finden. Lass dich vom Leben tragen. Auch schwierig zu gehende Wege können landschaftlich schön sein und vor allem das Leben bereichern.

In diesem Sinne

Alles Liebe …

Deine Daniela

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