Die Erbsenprinzessin – Darf ich es mir bequem machen?

Auf dem Bild befindet sich ein Sessel mit Kissen. Darauf das Bild einer Prinzessin und der Text "Die Erbsenprinzessin -Darf ich es mir bequem machen?


Die Erbsenprinzessin – Darf ich es mir bequem machen?

Die Erbsenprinzessin – Darf ich es mir bequem machen?

Jeden Donnerstagabend, bevor die (Online-)Yogastunde losgeht, fordert der Yogalehrer uns auf, eine liegende Position einzunehmen und es uns auf der Matte so richtig bequem zu machen. Wenn wir das gemacht haben, fragt er noch einmal nach, ob wir es uns vielleicht noch ein kleines bisschen bequemer machen können? Da nehme ich ihn doch einfach mal beim Wort!


Für mich bedeutet das, dass ich mir für diese Stunde tatsächlich ein richtiges Yogabett zurechtmache. Meine Unterlage ist dann acht Schichten dick. ACHT Schichten!

  • Isomatte
  • Yogamatte mit Schaffell (1Schicht)
  • Wolldecke doppelt
  • Leichtes Oberbett doppelt
  • Normales Oberbett doppelt

Macht zusammen acht Schichten. Irgendwann sagte mein Mann Thomas, dass mein Yogabett doch sehr dem einer Prinzessin auf der Erbse gleicht. „Ja“, habe ich freudestrahlend geantwortet, „Ich möchte jetzt mal eine richtige Erbsenprinzessin sein.“
Da wir einige Zeit auf dem Rücken liegend verbringen, bekomme ich Schmerzen, wenn ich zu hart liege. Und „zu hart“ geht bei mir schnell! In der Geschichte wird die hohe Sensibilität der Erbsenprinzessin als Hinweis auf ihre Blaublütigkeit gewertet. Mein Blut ist eindeutig rot!

Es war ein Prozess, durch den ich gegangen bin, bis ich mich soweit hatte, es mir selbst wirklich bequem (und noch etwas bequemer) zu machen.

„Ach das geht schon“… du kennst das. Spätestens am nächsten Tag hab ich es dann im Rücken deutlich gespürt.

„Ach, das geht schon“ hat jetzt mal Pause. Es soll weder „okay“ noch das Mindestmaß sein. Ich möchte bequem liegen, wenn ich mich durch die unterschiedlichen Körperpartien spüre. Ist das so schwer?

JA! Es ist schwer! Die all-tägliche praktische Umsetzung dessen, was ich mir in der Theorie schon lange erlaube, verlangt mir viel ab. Gerade so als wäre es schändlich, mir selbst Gutes zu tun. Und ich weiß, dass ich mit diesem Phänomen nicht alleine bin.

Mich selbst wichtig genug zu nehmen und mich entsprechend gut um mich zu kümmern hinterließ über viele Jahre immer wieder ein schlechtes Gewissen in mir. Darf ich etwas für mich tun, damit es mir gut geht? Ich bin, wie die meisten von uns, anders erzogen.

Frau hält aus!

Ach, das geht schon! Stell dich nicht so an! Mach nicht so ein Theater! Ach komm, du schaffst das auch so. Als Frau sollte man selbstlos sein. Aufopferungsvoll. Für andere da. Mann und Kinder an erster Stelle! In diversen Ehrenämtern tätig.
Auch ganz Wichtig: Hingebungsvoll muss sie sein! Aber bitteschön nicht in Bezug auf das Leben! Hingabe an das männliche Ego ist hier gemeint.

Und so weiter… Seit Jahrtausenden sind dies Tugenden, die der braven Frau zugeschrieben werden. Kommt dir davon etwas bekannt vor?

Wir haben die alten Konditionierungen in uns aufgesogen, ohne es zu bemerken. Wir haben sie verinnerlicht lange bevor wir lesen und schreiben konnten. Und wir haben geglaubt, dass das Leben nunmal so ist. Genau deswegen wurden sie nicht infrage gestellt. Die Konditionierungen wurden zu einem Teil von uns. Und eben deswegen ist es so schwer, sie wieder zu verlernen. Oder wie ich gerne sage: Gelernt ist gelernt!

Das alte Frauenmotto, dass unter allen Umständen zuerst die anderen dran sind, sitzt als Information tief in jeder einzelnen Zelle unseres Körpers. Seit allzu vielen Generationen steckt es in unserem Erbgut.

Jedoch bekommt das alte Frauenmotto Risse. Und das ist gut so.

Wir müssen umlernen, weil uns Frauen diese alten Zöpfe zu viel Kraft kosten, die wir an anderen Stellen dringender benötigen. Sie saugen die Frauen aus! SCHLUSS DAMIT! Diesen Umstand können wir uns nicht mehr leisten. Ich behaupte sogar, dass der Fortbestand der Welt davon abhängt, wie gut wir Frauen Selbstliebe und Selbstverbindung lernen. Es kann keine Nächstenliebe ohne Selbstliebe geben. Wenn ich nicht in der Lage bin, mir selbst mit Liebe zu begegnen, kann ich auch anderen nicht liebevoll zugewandt sein. Das ist kein Diskussionsgegenstand. Das ist ein Naturgesetz!

Also: Sei mit gutem Gewissen mal die Erbsenprinzessin. Lass sie raus! Sie steckt sowieso in dir. Mache es dir heute einmal so richtig bequem. Und spüre hin! Was löst es bei dir aus, wenn es an deiner Jetzt- Situation nichts mehr zu bemängeln gibt? Wie fühlt es sich an? Kannst du damit friedlich sein?

Ein guter Schritt in Richtung Selbstliebe ist, dich zwischendurch immer wieder zu fragen, ob es dir gut geht. Und wenn du zu der Frage, ob es dir gut geht „ja“ sagst, dann überprüfe noch einmal, ob es dir wirklich gut geht.

Und um das sofort klarzustellen: Damit ist natürlich nicht gemeint, dass es dir auf Kosten anderer gut gehen soll. Ganz sicher nicht.

Es muss niemand darunter leiden, dass ich es mir bequem mache! Möglicherweise holt es aber so manche Zeitgenossen aus seiner/ihrer Komfortzone. Es bringt Bewegung in die Routinen. Du solltest mit einer gute Selbstfürsorge nicht warten, bis es allen anderen recht ist. Dann wird da in diesem Leben nichts mehr draus. Fange heute noch damit an, es dir noch ein bisschen bequemer zu machen.

Bevor wir uns um andere kümmern können, müssen wir uns zunächst selbst gut aufstellen.

Besonders wichtig ist es für diejenigen, die in helfenden Berufen tätig sind. Gerade hier gibt es hohe Burnout-Zahlen. Ich weiß das auch von mir selbst, hatte ich doch vor einigen Jahren ebenfalls damit zu tun. Als Therapeutin ist es wichtig, im therapeutischen Setting zunächst für die eigene Standfestigkeit zu sorgen. Ist die Raumtemperatur richtig? Stimmt der Abstand der Stühle zueinander? Wie ist das Licht? Habe ich alles im Zugriff, was ich brauche? Fühle ich mich mit mir selbst verbunden?

Gerade im Anfang meiner kreativtherapeutischen Tätigkeit, habe ich diese Dinge manchmal versäumt. Und oft fragte ich mich, warum es mir nach so mancher Stunde nicht gut ging.
Heute weiß ich: Wenn wir zu Beginn einer Therapie-Stunde für unseren eigenen Komfort sorgen, gibt uns das ein Mehr an Stabilität für den Kontakt zu unseren Klienten. Davon profitieren beide Seiten.

Im Grunde gilt diese Vorgehensweise aber nicht nur für Therapeuten und Menschen in anderen helfenden Berufen. Auch in der Familie, in Freizeitgruppen, im Sport oder in anderen Kontexten, wo wir auf andere Menschen treffen, macht es totalen Sinn, mich auf allen Ebenen gut vorzubereiten. Und dazu gehört, immer wieder in mich hinein zu spüren und festzustellen, wie es mir jetzt gerade geht.

Letztendlich ist es eine Frage von Selbstverantwortung, dass ich gut für mich sorge. Möglicherweise ist das der Grund, warum sich immer noch viele mit halbherzigen Lösungen zufrieden geben.
Es ist nämlich so: In dem Moment, in dem ich beginne, es mir selbst gut gehen zu lassen, darf ich allmählich damit aufhören, andere für meine Befindlichkeiten verantwortlich zu machen. Ein Umstand, der für viele noch fremd ist. Das war es für mich übrigens auch lange. Ist es doch so bequem, den Partner, die Kinder, den Job oder die Weltlage für meine desolate Situation in die Verantwortung zu nehmen. Wir dürfen damit endgültig Schluss machen.

An welchem Punkt stehst du?

Das meine ich jetzt mal im wahrsten Sinne des Wortes. Wo stehst oder sitzt oder liegst du gerade? Hast du es dir bereits bequem gemacht? Und was denkst du: Kannst du es dir noch ein bisschen bequemer machen? Dann tue es! Sei einfach mal die Erbsenprinzessin.

In diesem Sinne

Alles Liebe …

Deine Daniela

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