Geburtsschmerz – Der Schmerz, der das Neue gebiert

Auf dem Bild befinden sich Knospen und die Worte Geburtsschmerz und "Der Schmerz, der das Neue gebiert".


Geburtsschmerz – Der Schmerz, der das Neue gebiert

Geburtsschmerz – Der Schmerz, der das Neue gebiert

Wer von uns ein Kind zur Welt gebracht hat, weiß, dass ein neuer Mensch unter Schmerzen geboren wird. Im Vorfeld der Entbindung gibt es (zumindest bei den meisten Frauen) die Wehen. Erst, wenn wir uns durch eine stunden – manchmal tagelange – Aneinanderreihung schmerzhafter Kontraktionen hindurchgeatmet haben, erblickt ein neues Menschenjunges das Licht der Welt. Im Tierreich ist es ähnlich.


In der Geburtsvorbereitung lernen wir, in den Körper zu spüren. Wir lernen, das langsame „Anrollen“ der Geburtswehe aufmerksam zu beobachten und die schmerzhaften Kontraktionen der Gebärmutter richtig zu beatmen. Zumindest in der Theorie.

Ist der Moment der Geburt gekommen, dürfen wir praktisch umsetzen, was wir im Kurs gelernt haben.

Auch die Männer werden in diesen Kursen auf das bevorstehende Ereignis vorbereitet. Mit dem Unterschied, dass der körperliche Schmerz bei ihnen eine theoretische Angelegenheit bleiben wird. Trotzdem sind sie Teil des Prozesses. Sie haben die Gelegenheit, das große Schauspiel aus nächster Nähe zu beobachten. Und aus diesen Beobachtungen heraus ebenso eine wichtige Lebensregel zu lernen:

Geburtsschmerz – Der Schmerz vor dem Durchbruch!

Eine Geburt ist  – abgesehen vom Tod – wohl der größte Entwicklungsschritt im Leben eines Menschen. Wir treten ein in das Leben auf der Erde.
Im Falle einer Geburt ist es klar, worin die Schmerzen begründet sind, die wir aushalten müssen. Wir Mütter wissen zum einen, warum wir Schmerzen haben und zum anderen, dass wir am Ende dieses Weges eine wunderbare Belohnung im Arm halten.

Treten jedoch „Geburtsschmerzen“ vor anderen großen Entwicklungsschritten auf, erkennen wir sie kaum als solche.

Bei mir ist es so, dass ich vor größeren Durchbrüchen sehr zuverlässig krank werde.

Im Frühjahr 2004 hatte ich eine eitrige Halsentzündung mit hohem Fieber. Mithilfe meiner klassischen Homöopathin stand ich den mehrtägigen Krankheits- und noch längeren Gesundwerdungsprozess durch. Ich spürte, dass diese Erkrankung mehr war als ein paar Tage Halsweh. Etwas in mir veränderte sich. Ich hatte eine Zeitlang Mühe, mich in meiner Gefühlslandschaft zurechtzufinden. Vieles sortierte sich neu. Ich ahnte irgendetwas und hätte trotzdem nicht beschreiben können, was genau es war.

Einige Monate später traf ich die große Entscheidung, mich von meinem ersten Mann zu trennen. 19 Jahre waren wir zusammen, hatten drei Kinder in unterschiedlichen Altersstufen. Ich war wirtschaftlich komplett von ihm abhängig und hatte keine Ahnung, wie das alles gehen sollte. Ich tat es trotzdem und war überrascht über meinen Mut und über die Klarheit, die der Entscheidung zugrunde lag.

Im Januar 2009 erwischte mich eine schwere Grippe. Ich brauchte lange, um davon zu genesen, hatte jedoch das starke Gefühl, dass sich in diesem Jahr, welches gerade erst begonnen hatte, mein Leben mal wieder gründlich verändern würde. Wieder ahnte ich intuitiv etwas, wovon ich jetzt aber noch nicht wusste, was es sein könnte.

Im Juni 2009 begegnete ich Thomas, mit dem ich seitdem zusammen und seit vier Jahren verheiratet bin.

Wenige Wochen bevor Ende Juli 2022 mein erstes Buch „Der Kern des Yoga bin ich Selbst“ publiziert wurde, erkrankte ich an Corona. Drei Wochen dauerte der Spuk und wieder spürte ich, dass grundlegende Veränderungen im Gange sind.

Ich könnte weitere Beispiele anführen, denke jedoch, dass ich auch so zum Ausdruck bringen kann, was ich sagen möchte. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich große Entwicklungsschritte durch unterschiedliche Arten von Wachstumsschmerzen ankündigen. Das tun sie zum einen individuell, zum anderen auch global, wie wir alle gerade unschwer erkennen können.

Bei Kindern gibt es dieses Phänomen übrigens auch. Früher gab es die sogenannten „Kinderkrankheiten“. Sie alle gingen mit Hautausschlägen einher. Manche Alternativmediziner betrachten diese Krankheiten als Häutungen, weil das Kind durch sie in ein neues Entwicklungsstadium eintritt.
Bis zu meinem ersten Schultag hatte ich mindestens Mumps, Masern und Windpocken gehabt. Daran, dass ich Röteln hatte, erinnere ich mich nicht mehr.

Durch erfolgreiche Impfkampagnen finden diese Erkrankungen zumindest bei uns kaum noch statt. Dennoch machen die meisten Kinder bis zum ersten Schultag 8-12 Infekte pro Jahr durch. (dgkj.de) Bei meinen Kindern konnte ich auch beobachten, dass so manche schwerere Erkrankung wie z.B. eine Lungenentzündung beim Ältesten ebenso mit einem darauffolgenden deutlichen Entwicklungsschub einherging.

Wichtig finde ich, dass wir damit beginnen, dem Zusammenhang zwischen einer Phase des Unwohlseins durch Krankheit oder andere Unpässlichkeiten, und unserem persönlichen Wachstum auf die Spur zu kommen. Nur wenn wir uns für dieses Naturgesetz öffnen, wird es möglich, die Berechtigung und den Nutzen von Krankheit in unserer menschlichen Entwicklung zu erkennen. Es ist nichts anderes als der Zusammenhang zwischen Geburtsschmerz und Durchbruch. Oder zwischen Heilung und Erstverschlimmerung. Noch besser gesagt zwischen der Erstverschlimmerung und einem darauffolgenden Heilungsschritt.

Meist beschränkt sich die Art und Weise, wie wir mit unseren Befindlichkeitsstörungen umgehen auf den kurzen Satz: „Das muss weg!“ Und zwar möglichst schnell. Damit berauben wir uns selbst der Möglichkeit, die durch eine Krankheit auferlegte Ruhe, sowie die damit einhergehende Einladung, in eine tiefere Körperverbindung zu gehen, für unser inneres Wachstum zu nutzen. Jede Art von Krankheit oder Unwohlsein sehen wir nahezu ausschließlich defizitär. Persönliches Wachstum und individuelle Entwicklungsschritte erfordern jedoch, dass sich bei uns zunächst etwas klärt. Und das kann weh tun.

Meines Erachtens ist die Zeit überreif, dass wir lernen, konstruktiv durch schmerzhafte Wachstumsprozesse zu gehen. Niemend hat uns versprochen, dass das Leben immer nur beschwerdefrei ist. Es wird Zeit, dass wir vor unserem Körper und seinen – unkomfortablen – Phänomenen nicht länger davonlaufen. Und dass wir uns den Ängsten stellen, die mit ihnen einhergehen. Ein angemessener Umgang damit erfordert, dass wir bereit sind, die volle Verantwortung für unseren Körper zu übernehmen. Dies bedeutet selbstverständlich nicht, dass wir keine ärztliche oder therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen sollten. Das sollten wir sehr wohl, wenn uns etwas überfordert. Es bedeutet lediglich, dass wir beginnen, uns mehr für unseren Körper zu interessieren. Es bedeutet, dass die letzte Entscheidung, welche Behandlung wir für uns wählen, bei uns liegt. Dass wir unsere Selbstkompetenz ernst nehmen. Und dass wir lernen, unseren Körper zu lesen. Niemand ist mit meinem Körper so eng verbunden wie ich selbst.

  • Was braucht mein Körper, um gesund zu bleiben?
  • Welche Behandlungen tut ihm gut?
  • Was kann ich tun, um die Verbindung zu meinem Körper zu stärken?
  • Welche Phänomene machen mir Angst?
  • Welche Form von Hilfe möchte ich in Anspruch nehmen?

Wenn wir uns daran erinnern, dass Traumainformationen im Körper gespeichert sind, fällt es leichter, den Zusammenhang zwischen den beschriebenen „Geburtsschmerzen“ und den darauffolgenden Entwicklungsschritten, zu sehen. Lösen sich alte Dramen aus den Körpergeweben, so geschieht dies üblicherweise nicht, ohne dass wir es merken. Wir fühlen uns in diesen Episoden schlecht, mindestens aber unwohl. Unsere Vulnerabilität ist erheblich. Schließlich haben sich die alten Geschichten nur deshalb in uns eingehaust, weil wir zu gegebener Zeit nicht in der Lage waren, sie in vollem Umfang zu fühlen.

Werden sie durch irgendwas aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt, so ergibt sich für uns daraus die Chance, sie nun doch noch endgültig auszuheilen.

Darum tun wir gut daran, uns selbst liebevoll durch schwieirge Episoden zu begleiten.

In diesem Sinne

Alles Liebe …

Deine Daniela

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