Das Älterwerden – Der große innere Konflikt
Das Älterwerden – Der große innere Konflikt.
Wir wissen es alle! Wir wissen, dass unser Weg hier auf der Erde ein Weg des „Älterwerdens“ ist. Es ist ein unumstößliches Naturgesetz! Und doch wehren sich die meisten mit Händen und Füßen dagegen. Dies ist die Grundlage eines großen inneren Konfliktes in den Wechseljahren. Ganze Industriezweige sind Nutznießer dieses Phänomens.
Warum fällt es uns so schwer, die Tatsache einfach anzunehmen, dass wir altern? Ich vermute, es sind unsere Konditionierungen und die Angst vor dem Tod, die verhindern, dass wir mit dieser physikalischen Gesetzmäßigkeit Frieden schließen können. Jedoch anstatt hier Widerstand zu leisten, könnten wir uns auch auf die Suche nach dem Wert und der Notwendigkeit des Älterwerdens machen.
Eine Zeitlang finden wir es gut, älter zu werden. Endlich sechs, bald komme ich in die Schule. Endlich zwölf, nun darf ich andere Filme anschauen. Und dann: Endlich 18, jetzt kann mir niemand mehr vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe.
Die Kinder sind deutlich weniger im Widerstand mit dem Älterwerden
Dieses Phänomen zeigt uns, dass die Kinder deutlich weniger im Widerstand mit ihrer persönlichen Entwicklung sind als wir Erwachsenen. Damit sind sie auch weniger im Widerstand mit dem Leben als solches.
An welcher Stelle kommt uns die Freude am Älterwerden abhanden?
Bei mir war es so, dass ich es mit dreißig immer noch gut fand, älter zu werden. Ich fühlte mich mit jedem Lebensjahr, welches dazukam, irgendwie erwachsener und mehr in der Erwachsenenwelt dazugehörig. Sogar als die vierzig vor der Tür stand, fand ich es zumindest noch „voll in Ordnung“. Dachte ich jedenfalls.
Als mein Körper mir mit siebenundvierzig Jahren dann unmissverständlich mitteilte, dass die Richtung, in die es geht, klar ist, begann ich allmählich zu erfassen, was das Älterwerden wirklich bedeutet. Und war darauf nicht im Geringsten vorbereitet.
Der große innere Konflikt des „Älterwerdens und Nichtälterwerdenwollens“ hielt Einzug in mein Bewusstsein. Und mit ihm ungefähr eine Million anderer kleiner, mittlerer und größerer Konflikte, von denen ich keine Ahnung hatte, dass ich sie bereits Jahre und Jahrzehnte mit mir rumtrage. Völlig überfordert von den Geschehnissen in meinem Inneren, war die größte Krise meines bisherigen Lebens nicht mehr aufzuhalten.
Warum passiert so etwas?
Was genau ist es, was uns so dermaßen überfordert, dass uns die Kräfte zur Bewältigung (zeitweise) abhandenkommen können? Einer großen Erkenntnis bin ich inzwischen auf die Spur gekommen. Es sind die unzähligen inneren Konflikte, mit denen wir uns selbst das Leben schwer machen. Die uns enorm viel Lebenskraft kosten. Zu einem großen Teil spielen sie sich unbemerkt in uns ab. Und solange sie unbemerkt bleiben, können sie nach Lust und Laune ihr Spiel treiben.
Hier zähle ich ein paar andere Lebensbereiche auf, die auch dafür bekannt sind, in uns kleinere und größere Kämpfe auszulösen.
- Das Kind/ Der/ Die Partner:in macht nicht das, was ich möchte.
- Das Wetter!
- Soll ich mich auf die neue Arbeitsstelle bewerben oder lieber in meinem sicheren Job bleiben?
- Esse ich das zweite Stück Kuchen noch oder nicht?
- Gehe ich heute zum Sport oder mache ich es mir auf dem Sofa bequem?
- Mein Körper!
- Gesellschaftliche und politische Entscheidungen.
- Ich kann mich selbst nicht leiden!
Diese Konflikte sind unglaublich anstrengend und lästig wie ein Kropf. Außerdem sind sie in den meisten Fällen völlig aussichtslos. Warum also halten wir an diesem permanenten inneren Kampf fest? Manche Menschen haben das ewige Hadern mit sich, mit den Dingen, mit der Welt scheinbar als ihr Lebenskonzept manifestiert.
Das Älterwerden bringt neue Voraussetzungen mit sich
Nun ändern sich mit zunehmendem Alter die Voraussetzungen für diese Art von Leben.
Du hast es sicher schon gemerkt, dass du für diese ständigen inneren Dramen und Kämpfe zunehmend weniger Ressourcen hast. Das bringt das Älterwerden mit sich. Und das ist gut so! Sonst würde es ja ewig so weitergehen. Ein gewaltiges Spannungsfeld, in dem du dir selbst immer mehr verloren gehst und von dem aus du deinen persönlich inszenierten Unfrieden in die Welt trägst.
Mache Schluss damit! Aber wie?
Um den Weg aus diesem ewigen Dilemma zu finden, müssen wir es möglichst genau durchschauen. Der recht einfache Gedanke hinter dieser inneren Zerrissenheit ist folgender:
Ich möchte es anders haben als es ist!
Dieser Wunsch alleine muss noch nicht zwingend einen echten Konflikt auslösen. Er tut es jedoch, wenn die Situation nun mal nicht zu ändern ist. In unserem Fall: ICH WERDE ÄLTER! Daran gibt es nichts zu rütteln.
Es ist der Verstand, der hier gerne die Regie übernimmt. Er versucht, uns ein Problem nach dem anderen zu suggerieren und bietet uns dann in einem späteren Schritt Lösungen für diese Probleme an. Ziemlich schlau, oder? Ist aber im Grunde völlig überflüssig. Warum?
Darum: Das Älterwerden ist KEIN Problem! Es ist! Nichts weiter. Es geschieht. So oder so. Vielleicht hilft es dir, zu wissen, dass es einen Anteil in dir gibt, der NICHT alt wird. Das Sein, der tiefe innere Kern, Gott, die Instanz, die dich am Leben hält, das Leben selbst, altert nicht. Mir hilft diese tiefe innere Gewissheit sehr dabei, die Veränderungen meines Körpers immer gelassener anzunehmen.
Eine kleine Übung
Ich biete dir hier eine kleine Übung an, die ich sehr hilfreich finde. Du kannst sie von nun an ein – bis mehrmals am Tag durchführen:
Schließe die Augen und werde still. Atme ein paarmal bewusst ein und aus. Spüre in deinen Körper. Spürst du die Energie fließen? Vielleicht in den Händen oder im Bauch? Nun frage dich, ob es etwas gibt, mit dem du gerade jetzt nicht einverstanden bist. Ist dir kalt? Hast du Durst? Oder regnet es heute schon den ganzen Tag und du wolltest doch eigentlich joggen? Sei ehrlich zu dir selbst. Spüre nach. Wenn es möglich ist, dann ändere das, was dich gerade stört. Tust du es nicht, so läuft es die ganze Zeit wie eine zusätzliche Spur im Hintergrund mit. Es kostet dich unnötige Kraft und wirkt sich – meist unbemerkt – ungünstig auf deine Stimmung aus.
Ist es nicht möglich, den störenden Umstand zu verändern, dann versuche, dich damit abzufinden, dass es jetzt gerade so ist. Schließe Frieden mit der gegenwärtigen Situation, so gut du kannst.
Wenn du diese Übung zu deinem täglichen Programm machst, wirst du schon sehr bald feststellen, dass du mit der Zeit eine Routine darin entwickelst, mit unliebsamen Situationen, die du nicht ändern kannst, friedlicher zu werden. Zunächst mag es dir bei kleinen Unstimmigkeiten gelingen, später wirst du erkennen, dass du mit dieser Übung bereits einen Schlüssel in der Hand hältst, der dich dazu befähigt, mehr und mehr die Verantwortung für deine Befindlichkeiten zu übernehmen. Ein mächtiger Schritt in die Freiheit.
Mache weiter, auch wenn es nicht auf Anhieb gelingt
Sei nicht entmutigt, wenn es dir nicht sofort gelingt oder wenn es – nach anfänglichem Gelingen – plötzlich nicht mehr so gut klappt. Mache weiter, so gut du kannst. Bedenke, dass du einen Prozess anstößt und durchläufst, der üblicherweise nicht linear verläuft. Es geht um eine Veränderung der inneren Haltung zu den Dingen. Das ist nicht in einem Tag geschafft. Auch nicht in einer Woche. Zwischendurch wird es vermutlich auch schmerzhaft sein.
Schließlich tut der Gedanke zunächst weh, dass es kein Zurück gibt. Es gibt kein Zurück in die Kindheit, in die Zeit vor den Wechseljahren, in unsere gestrigen Lebensumstände. Die pubertierenden oder erwachsen gewordenen Kinder werden nicht mehr klein. Das möchte angemessen betrauert werden. Weine, wenn dir danach ist. Weinen löst. Etwas löst sich. Du lässt los.
Nichts anderes ist hier gefragt. Es ist ein Loslassen und damit ein Zulassen dessen, was kommen möchte. Das Eine geht nicht ohne das Andere. Du bist auf dem Weg. Und nicht vergessen: Du gehst deinen Weg zwar selbst, jedoch nicht alleine.
In diesem Sinne alles Liebe, Deine Daniela
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