Auf welche Art umspielst du eigentlich deine Grenzen?
Tust du das überhaupt?
Deine Grenzen umspielen? Kinder tun es unentwegt. Von Beginn an. Wenn sie es nicht täten, würde ihr Wachstum sich nicht fortsetzen. Wenn ein Kind sich entwickeln möchte, ist es darauf angewiesen, seine Grenzen nicht als starre Begrenzung zu erleben. Wie sollte es laufen lernen, wenn da nicht der unbedingte Drang wäre, auf die Füße zu kommen? Das ist kein intellektuelles Lernen. Dieses Lernen kommt aus dem Körper. Gesteuert von einer höheren Kraft.
Wenn Erwachsene allerdings anmerken, dass ein Kind seine Grenzen austestet, ist das meistens nicht sehr wohlwollend gemeint. Warum eigentlich?
Wann hören wir auf, auf diese ganzheitliche Weise zu lernen und zu wachsen? Wann hast du aufgehört, deine Grenzen zu umspielen?
Wenn wir wollen, dass das natürliche Streben nach Wachstum, mit dem wir alle geboren werden, seine Lebendigkeit behält, müssen wir unser selbstgebautes Schneckenhaus verlassen.
Der Begriff „Grenze“ ist im therapeutischen Kontext ein sensibles Thema. Da fallen Begriffe wie „Grenzüberschreitung“, „Grenzverletzungen“ oder „Grenze im Kopf“.
Ich behaupte, dass jeder von uns Erfahrungen mit Grenzüberschreitungen hat. In die eine und in die andere Richtung.
Grundsätzlich ist es gut, seine Grenzen zu kennen. Sie zu spüren. Mich zu spüren. Bis wohin gehe ich, wo fängt der/die andere an?
Seine Grenzen zu kennen, ist eine Voraussetzung dafür, sie umspielen zu können, sie zu erweitern.
Wenn du die Augen einmal kurz schließt, spürst du dann deine Körpergrenzen? Spürst du dich? Manchmal hilft es, den Kontakt zum Stuhl oder Sessel oder wo immer du gerade sitzt, als Ausgangspunkt zu nehmen. Probiere es einmal aus.
Als ich Thomas fragte, was ihm zum Thema „Grenzen umspielen“ einfällt, antwortete er spontan: „Da fragst du genau den Richtungen.“ Hä?
Nach kurzem Überlegen sagte, er, dass das Umspielen der eigenen Grenzen sehr viel mit Mut zu tun hat, aber auch mit Leichtsinn. Klingt erst mal logisch. Ich finde auch, dass es Mut erfordert, etwas ganz Neues auszuprobieren.
Außerdem: Wenn ich innerhalb meiner Grenzen bleibe riskiere ich weniger als wenn ich einen Schritt weiter gehe. Ist das tatsächlich so?
In diesem Zitat von Anais Nin steckt Wahrheit.
In der Natur ist jegliches Wachstum darauf angewiesen, dass Grenzen überschritten werden. Es ist also von Natur aus vorgesehen, dass wir uns weiter wagen. Es erweitert den persönlichen Horizont und unsere Sichtweisen. Ein Leben lang!
Wir müssen uns nur trauen. Die Angst davor, Fehler zu machen, verlieren und dem Urteil der Anderen nicht zu viel Bedeutung beimessen. Dann belebt das Umspielen der persönlichen Grenzen Körper und Geist und wird mühelos.
Die meisten Grenzen stecken wir uns selbst. Das ist allgemein bekannt. Ist ja auch kein Wunder. Auch wenn wir alle mit der Fähigkeit geboren wurden, uns ein Leben lang zu entwickeln und zu wachsen, unterliegen wir doch den Konditionierungen der Gesellschaft, in der wir leben. Gerade in der zweiten Lebenshälfte sind die gesellschaftlichen Regularien manchmal eng und wenig kreativ.
An dieser Stelle möchte ich nicht falsch verstanden werden. Ich finde es keineswegs angesagt, dass wir munter drauflosgehen und die Grenzen unserer Mitmenschen missachten.
Im vorliegenden Artikel geht es vor allem um die Begrenzungen, die uns klein halten. Oft wissen wir nicht einmal, dass wir es selbst sind, die diese Grenzen setzen.
Stattdessen schieben wir die Schuld auf den Partner oder die Kinder, die noch zu klein, schon zu groß, noch zu unselbständig… sind, als dass ich meine Komfortzone jetzt schon verlassen könnte. Vielleicht Später… Oder es sind die Umstände, die gerade nicht passen. Wie festgebunden erlebe ich in meinen Beratungen Frauen, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht bereit sind, ganz offensichtlich einengende Umgebungsbedingungen einmal zu verlassen.
Dabei kann es so lustvoll sein, einen Schritt weiter zu gehen. Einmal etwas Neues auszuprobieren.
Was hält dich noch zurück?
Der wichtigste Grund ist wohl die Angst vor dem Scheitern. Natürlich gibt dir niemand eine Garantie dafür, dass du auf Anhieb erfolgreich bist. Ja, es ist möglich, dass es nicht klappt. Jetzt frage dich aber einmal aufrichtig: Ist das wirklich schlimm?
Statt der Sorge darüber, was alles schiefgehen könnte, erlaube dir Vorfreude auf das, was gelingen wird.
Als ich vor drei Jahren mein Buchprojekt startete, war das der Ausgangspunkt einer einzigen Abfolge von neuen Wegen, die ich bis dato noch nicht gegangen war. Mancher Weg führte in eine Sackgasse, ein anderer wiederum wurde zur Einbahnstraße. Es gab jedoch immer wieder Zwischenziele. Ich musste recherchieren, mir immer wieder neues Wissen draufschaffen. Bei keinem dieser Wege, die ich eingeschlagen habe, wusste ich, wohin sie führen würden.
Ich bin sie alle gegangen und gehe weiterhin unbekannte Wege. Die englische Übersetzung ist fertig und wird gerade von ein paar ausgesuchten Menschen probegelesen. Irgendwann soll es auch ein Hörbuch geben. Ich habe noch nie ein Hörbuch eingelesen. Alles neu! Und wenn ich die Angst davor verliere, etwas falsch zu machen, macht es total viel Freude. Das ist pure Entdeckerfreude. Diese Freude wünsche ich dir auch.
Gehe den ersten Schritt. Verlasse einmal deine persönliche Komfortzone zugunsten eines inneren Wachstums. Gibt es ein kleines oder größeres Ziel, zu dem du strebst? Etwas, was du immer schon tun wolltest, dich aber nie getraut hast? Schaue bei alldem nicht zu weit in die Zukunft. Auch wenn es ein Ziel gibt, welches du erreichen möchtest, solltest du dieses Ziel nicht zu eng definieren. Manchmal führen die Schritte, die wir gehen in eine völlig andere Richtung als beabsichtigt. Nicht schlimm! Oder? Gib dem Tun Raum. Und der Freude am Tun. Vielleicht möchtest du, um genauer rauszufinden, was du immer schonmal machen wolltest, und wie du es angehst, eine Mindmap anlegen. Das hilft, dein Vorhaben zu konkretisieren.
Wie sieht der erste Schritt aus? Darum geht es. Fang an. Jetzt!
Ich wünsche dir viel Freude und landschaftlich schöne Wege, bei allem, was du wagst. Und Erfolg natürlich,
Herzlichst Deine Daniela
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