Am Kap der guten Hoffnung…
Diesmal ans Kap der guten Hoffnung
Capetown – Rio – Mexico.
Jedes Mal, wenn das Kind ins Flugzeug steigt, laufe ich in meiner mütterlichen Sorge zur Höchstform auf. Schon wieder ein Interkontinentalflug. Dabei fliegt sie gar nicht so gerne. Und schon wieder alleine. Ich selbst war aus Europa noch nie raus.
Wie kann ein Flugzeug sich zwölf Stunden lang ohne zu tanken in der Luft halten? Geht das überhaupt? Darf ich mich schlafen legen, während mein Kind über den Wolken schwebt? Wenn ich morgen früh aufwache, ist sie immer noch dort oben. Hoffentlich!
Du kennst das. Oder?
Selbstverständlich weiß ich, dass das Flugzeug als eines der sichersten Verkehrsmittel gilt. Nützt nur nichts. Irgendeine Instanz in mir versucht permanent, mir etwas anderes einzureden.
Spätestens an der Stelle schleicht sich folgender Gedanke ein:
„Ach, wäre sie doch schon wieder zurück.“
Hier möchte die Angst so gerne das Ruder übernehmen. Und weil ich das merke, lasse ich sie nicht die Oberhand gewinnen.
Stop!
Es ist alles in Ordnung. Lina greift nach den Sternen. Sie arbeitet gerne und ihr Job bringt sie ganz nebenbei an viele Orte der Welt. Sie hat gelernt, ihrem Herzen zu folgen.
Als sie elf Jahre alt war, musste sie in der Gesamtschule ein weiteres Pflichtfach wählen. Alle rieten uns zu Französisch. Wegen Abi und so. Dann hat sie die zweite Fremdsprache quasi schon in der Tasche. Da Linas Freude an der Schule sich allerdings in Grenzen hielt, war ihr Widerwillen für ein weiteres Lernfach deutlich zu spüren. Was also tun?
Entscheidungen aus dem Herzen heraus treffen
Lina liebt Musik. Schon sehr früh wurde das deutlich. Wie ihre beiden älteren Brüder konnte sie tanzen, bevor sie laufen lernte.
Da war die Wahl des Pflichtfachs eher Formsache. Darstellen und Gestalten würde es sein. Und da ich als Mutter zu diesem Zeitpunkt schon weit genug entwickelt war, riet ich ihr, zu wählen, was das Herz ihr sagt. Ein Nebeneffekt der Fächerwahl war, dass sie zumindest an diesen Tagen einigermaßen gerne in die Schule ging.
Nachdem Lina ihre Schullaufbahn tatsächlich mit einer bestandenen Abiturprüfung beendete, stellte sich schon bald die Frage nach einem passenden Studienfach. Etwas mit Musik sollte es sein. Letztlich wurde sie fündig und studierte in Paderborn Populäre Musik und Medien.
Hier und da wurde ich natürlich gefragt, was Lina denn so macht. Wenn ich dann wahrheitsgemäß antwortete, kam es wie aus der Pistole geschossen: „Und was will sie nachher damit machen?“ Darauf folgte dann üblicherweise ein Schulterzucken meinerseits. Woher sollte ich das wissen. Lina wusste es ja nicht einmal selbst. Auch die Wahl ihres Studienfachs hat sie aus dem Herzen heraus getroffen.
So zieht es sich bis heute durch. Und das ist gut so! Das ist der Weg.
Bei den wichtigen Fragen im Leben, sollte das Herz Wegweiser sein.
Lina hat nach ihrem Studium unmittelbar eine Arbeit gefunden, die ihr nicht nur Spaß macht, sondern auch gut bezahlt wird. Sie ist in ihrem Job erfolgreich und hat in den vergangenen Jahren drei fremde Kontinente und einige Hauptstädte Europas kennengelernt.
Was bedeutet Linas Mut zu großen Schritten nun aber für mich?
Immer wieder aufs Neue. Denke nicht, dass es mit einem Mal getan ist. Bis ein Kind geboren wird, braucht es viele Wehen. Der Phantasie sind, was das Konstruieren von möglichen Gefahren und Problemen angeht, keine Grenzen gesetzt.
Zum Glück gibt es Whatsapp. Nur nicht zu oft! Gar nicht so leicht, immer wieder die Balance zwischen Interesse und Kontrollwunsch zu finden. Geht es ihr gut auf den Straßen von San Francisco (da war sie auch schon mal!) ? Hat sie gut geschlafen am anderen Ende der Welt? Nur noch schnell eine gute Nacht wünschen. Und so weiter. Achja, und dann die Zeitverschiebung. Jetlag vorprogrammiert. Und ich frage mich:
„Warum tut sie sich das eigentlich an?“
Stop!
Immer wieder loslassen. Mit mir selbst in Verbindung kommen. Den Wehenschmerz spüren. Zulassen, dass es so ist.
Die Bilder, die sie mir schickt sprechen ihre eigene Sprache. Sie ist glücklich mit dem, was sie tut. Ich wünsche ihr dieses Glück so sehr. Bin so stolz auf meine Kleine. Und plötzlich spüre ich, wie die Sorge um Lina einer großen Freude weicht. Und mit der Freude spüre ich mein persönliches Wachstum. Alles ist und alle sind in diesem Moment genau am richtigen Ort. Alles stimmt und mein Herz wird weit.
Dann ein Signalton am Handy. Bildnachricht von Lina. Ich halte einen Moment inne, bevor ich es öffne. Spüre der Freude nach, die ich gerade empfinde. Wie schön, dass es so einfach ist. Dann öffne ich das Bild.
Am Kap der guten Hoffnung
Lina steht lächelnd mit ihrem Freund am Kap der guten Hoffnung.
Und ich? Mir laufen Herz und Augen über. Vor Freude. Sie greift nach den Sternen. Genau so soll es sein.
Ganz liebe Grüße an alle, die den Artikel gelesen haben. Mich interessieren deine Loslass-Erfahrungen in Bezug auf die Kinder. Hinterlasse gerne einen Kommentar oder schreibe mir über das Kontaktformular.
Herzlichst, deine Daniela
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Ich freue mich für euch beide. Und deine Jungs gehen auch ihren Weg .
Liebe Claudia, lieben Dank, ja, das machen sie wirklich.