Das Erbe der Religionen

Auf dem Bild befindet sich ein Buddha, ein Kreuz, eine Mala, zwei Kerzen sowie der Text Das Erbe der Religionen und noch ein bisschen mehr text.


Das Erbe der Religionen

Das Erbe der Religionen.

Seit neuestem liegt auf meinem Schreibtisch ein Magazin über den Buddhismus von heute. Da es eine Rezension unseres Buches  „Der Kern des Yoga bin ich Selbst“ enthält, habe ich ein kostenloses Exemplar zugeschickt bekommen.

Bisher habe ich mich für den Buddhismus nicht besonders interessiert. Aber wo es nun schon mal da ist, könnte ich ja auch mal reinschauen.


Nachdem ich nun ein paar Artikel gelesen habe, fällt mir auf, dass mich einiges darin sehr anspricht. Bis auf ein paar Begrifflichkeiten, die sich von der Terminologie meiner eigenen Religion (ich gehöre der evangelischen Kirche an) unterscheiden, entdecke ich in dem Magazin Haltungen und Ansätze, die ich in einer christlichen Zeitschrift ebenso erwarten würde. Werte, die hier angesprochen und Fragen, die aufgeworfen werden, ähneln denen anderer Religionen sehr.

Unter anderem wird die Frage gestellt, warum sich Religionen mit Veränderungen so schwer tun. Da ich mir selbst und anderen diese Frage schon öfter gestellt habe, möchte ich an dieser Stelle ein paar Antworten wagen. Das Magazin heißt übrigens Ursache/Wirkung.

Meine eigene Suche nach spirituellen Erfahrungen begann, als ich etwa 9 Jahre alt war.

Durch eine Mitschülerin erfuhr ich, dass es im Ort eine sogenannte Jungschar gab. Das war ein Angebot für Kinder des CVJM, der zu dieser Zeit noch „Christlicher Verein junger Männer“ hieß. Schon recht selbständig fuhr ich bald jeden Samstag alleine mit dem Fahrrad die drei Kilometer bis zum evangelischen Gemeindehaus, um an den Gruppenstunden teilzunehmen.
Zu der Zeit besuchte mein Vater häufig den Sonntagsgottesdienst. Wir Kinder wurden zu nichts gezwungen. Da es parallel zum Gottesdienst für die Großen einen Kindergottesdienst gab, schloss ich mich ihm hin und wieder an. Ich fühlte mich nur mittelmäßig wohl, weil die Kinder der eingefleischten Profi- Christen viel mehr wussten als ich und außerdem bei allen bekannt waren. Trotzdem hielt mich das nicht ab, hinzugehen. Ein paar Jahre ging das so weiter.

Um ehrlich zu sein, hätte ich nicht genau definieren können, was es war, wonach ich suchte.

Mit etwa 14 Jahren schloss ich mich einer katholischen Mädchengruppe an. Immer noch war mir nicht so ganz klar, wonach ich eigentlich auf der Suche war. Vielleicht wollte ich spürbar Teil von etwas Größerem sein. In diesem Fall gefiel mir vor allem die Vielfalt der Veranstaltungen auch außerhalb der Gruppenstunden.

Meine Kinder sind evangelisch getauft und mein Verhältnis zur evangelischen Kirche war phasenweise recht eng. Über einen Zeitraum von etwa 10 Jahren leitete ich Kindergottesdienste und Kinderbibelwochen.

Und doch blieb durch all diese Zeiten etwas in mir unerfüllt und ungeklärt. Auch wenn mir die Mitarbeit in der Gemeinde viel Freude machte, fand ich nicht das, wonach ich suchte.

Erst viele Jahre später, im Zuge der bisher größten Krise meines Lebens, fand ich, wonach mein Herz sich all die Jahre gesehnt hatte.

Mit meiner Unterweisung in die Transzendentale Meditation bekam ich in Form eines persönlichen Mantras den Schlüssel zu der unerschöpflichen Quelle tief in mir quasi in meine Hände gelegt. Ich begann zu meditieren. Sofort war mir klar, dass das ewige Suchen ein Ende hatte. Das Feld lag vor mir. Ab sofort war ich in der Lage, eigene Gott- Erfahrungen zu machen.

Was konnte der spirituelle Lehrer mir also geben, was bis dahin kein/e PfarrerIn oder sonstige Kirchen- MitarbeiterInnen geschafft hatten?

Er hat mir gezeigt, wie ich den Weg nach innen einschlagen kann. Jeder Mensch kann Gott in seinem tiefsten Inneren finden. Dies ist nicht nur eine hohle Phrase. Er oder Sie muss nur wissen, wie es geht. Vom Zeitpunkt der Unterweisung an, wandelte sich der Glaube an Gott in Erfahrungen mit Gott. Das ist ein gewaltiger Unterschied.

Es ist ein bisschen wie mit der Musik. Wenn mich heute jemand fragt, ob ich an die Existenz Gottes glaube, dann frage ich manchmal zurück, ob der- oder diejenige an die Existenz von Musik glaubt. Wie ist es mit dir? Glaubst du, dass es Musik gibt?  Hast du Erfahrung mit Musik?

Ich versichere dir: Wenn du selbst täglich tiefe Erfahrungen mit dem Göttlichen machst, stellt sich die Glaubensfrage nicht mehr.

Was haben die Kirchen demnach versäumt? Sie haben es nicht geschafft, mich in die tiefe Selbsterfahrung zu bringen, nach der ich gesucht habe. Und aus den Erzählungen anderer weiß ich, dass es vielen Menschen genauso erging und immer noch geht. Mein Mann (streng katholisch erzogen, heute auch TM-Meditierender) erzählt, dass er es viel schlimmer erlebt hat als ich. Seine ganze religiöse Erziehung bestand aus nichts als Dogmen und einer kaum zu beschreibenden Körperfeindlichkeit. Um die strengen Richtlinien durchzusetzen, wurden Gewalt ausgeübt und Ängste geschürt. Das sitzt! Gelernt ist gelernt. Es hat lange gedauert, bis er sich Gott überhaupt wieder zuwenden konnte.

Zum Glück konnten wir beide über unsere Konditionierungen hinauswachsen.

Lange habe ich mir die Frage gestellt, ob ich zu einer anderen Religion hin konvertieren müsse, um meine tiefe Spiritualität leben zu können. Das hat mir echten Druck verursacht. Irgendwann wurde mir jedoch klar, dass der Wunsch, unsere Religionen voneinander abzugrenzen und dies bei jeder Gelegenheit zu überprüfen und zu vermitteln, einem kleinkarierten Denken entspringt, welches menschlich und weltlich, jedoch niemals göttlich ist. Und so bin ich zu dem Fazit gekommen: NEIN! Niemand muss zu irgendeiner anderen Religion konvertieren.
Du musst allerdings auch nicht in einem religiösen Kontext verharren, der dich klein hält.

Ich möchte dich ermutigen, wenn du mit deiner spirituellen Kraft in Verbindung kommen willst, über den Tellerrand zu schauen.

Nicht zu vernachlässigen sind dabei die Schriften. Bedenke: Keine religiöse oder spirituelle Schrift ist das Eigentum einer bestimmten kollektiven oder kulturellen Ausrichtung. Sie mag aus ihr stammen, aber sie „gehört“ ihr nicht. Ich lese sowohl in vedischen Schriften als auch in der Bibel.
Jeder einzelne Mensch kann sich Jesus zuwenden. Sich mit seiner Lehre beschäftigen. Für mich hat sich die Erhabenheit von Jesus weder durch Gottesdienste noch durch Erzählungen oder Geschichten herauskristallisiert. Eher war das Gegenteil der Fall. Jesus wurde in seiner scheinbaren Perfektheit auf einen so hohen Sockel gehoben, dass er für mich als Menschen unerreichbar schien.
Erst eine Präsenzerfahrung, die ich im Anschluss an eine Meditation hatte, führte mir vor Augen, warum sich eine religiöse Ausrichtung nach diesem Christus- Menschen gebildet hatte. Wenn wir die religiösen Schriften verstehen und darin Wahrheiten finden möchten, so wird das nicht ohne ein gewisses Maß an Einkehr gehen. Es nützt nämlich nichts, sie ausschließlich intellektuell zu erfassen oder zu theologisieren. Wenn sie uns weiterführen sollen, dann sollten wir lernen, sie mit dem Herzen zu verstehen.

Leider haben sich sämtliche großen Religionen zu männergeführten Machtapparaten entwickelt, die lange Zeit (nicht nur) den Frauen den Zugang zu ihrer tiefen Quelle der Weisheit versperrt haben. Genau aus dem Grund wird es nötig sein, dass wir uns aus uns selbst heraus neu aufstellen.
Dass mittlerweile zumindest in einigen kirchlichen Bereichen auch Frauen höhere Ämter bekleiden dürfen, ist zwar nett, geht jedoch an der Sache vorbei. Ich finde, dass wir Frauen nicht darauf warten sollten, dass uns zu irgendwas Zugang gewährt wird.

Halte Ausschau nach allem, was Verbindung schafft. Die evangelische Pfarrerin, Psychotherapeutin und Yogalehrerin Golde Wissner bietet beispielsweise ein christliches Yoga an. Schreibe mir gerne in die Kommentare oder über das Kontaktformular, welche Angebote du kennst, von denen du meinst, dass sie verbindenden Charakter haben. Ich werde sie prüfen und gegebenenfalls auf dieser Seite veröffentlichen.

Nimm deine persönliche Spiritualität oder Religiosität ernst. Sie kann dich führen. Zu deiner Quelle. In deinen inneren Frieden, der immer die Voraussetzung für äußeren Frieden ist.

Schau dich um, wo du die Unterstützung findest, die du brauchst, um dich wieder mit der tiefen Quelle in dir zu verbinden. Mach dich selbst auf den Weg. Probiere aus, womit du in Resonanz gehst und ob sich diese Resonanz gut anfühlt. Welche Impulse kommen? Was führt dich in die Körperverbindung? Was führt dich in die Selbsterkenntnis? Vergiss nicht: Selbst-Erkenntnis ist gleichzeitig Welt-Erkenntnis.

Wenn du unsicher bist, so schreibe mir.

Und wenn du magst, dann lass einen Kommentar da und/oder abonniere meine Herbstzeitrosen-Post. Auch teilen ist – wie immer – erlaubt.

Ich wünsche dir, dass dein tiefes Sehnen Erfüllung findet…

Deine Daniela

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