Ich mache es heute so gut ich kann
Ich mache es heute so gut ich kann.
Dies ist – wie ich finde – ein wunderbarer Leitsatz für den Tagesbeginn.
Ich mache es heute so gut ich kann.
Jeden Tag, wenn ich mit meiner Morgenroutine fertig bin, halte ich noch einmal kurz inne und lasse diesen Satz durch meinen Sinn gehen. Meistens spreche ich ihn sogar laut aus. Einmal, zweimal, vielleicht auch dreimal. Ich möchte dass er ankommt. Bei mir! Dazu muss ich ihn hören.
Vielleicht magst du ihn auch einmal laut aussprechen: Ich mache es heute so gut ich kann.
Ich finde, dass es mehr als nur ein paar aneinandergereihte Worte sind. Ist es ein Vorsatz? Auf jeden Fall ein Motto, auf das ich gerne zurückgreife, bevor ich mich an mein Tagewerk begebe. Es ist außerdem eine Wunderdroge gegen meinen Hang zum Perfektionismus. Und den damit verbundenen Stress-Erscheinungen.
Wenn du den Satz ein paarmal laut aussprichst, wirst du vielleicht merken, dass er ein Gefühl erzeugt. Du musst es ernst meinen. Dann kann er zu einem – sehr friedvollen – inneren Zustand beitragen.
Plötzlich reicht das, was du tust, aus. Es muss nicht mehr sein als das, was heute möglich ist. Darin liegt Freiheit.
Du wirst erstaunt sein, wie viel du geschafft bekommst, wenn du es auf diese Weise angehst. Und wie stressfrei es sein darf.
Fast mein ganzes Erwachsenen-Leben lang bohrte in mir ein chronisch unzufriedenes Gefühl, das mich erbarmungslos antrieb. Das, was ich am Tag geschafft hatte, reichte (meistens) nicht aus. Es war zu viel liegen geblieben. Zu viel unerledigt. Ich hatte vielleicht vergessen, Äpfel zu kaufen, die Telefonrechnung zu überweisen und die Runde mit dem Hund ist heute sehr klein ausgefallen. Dass ich mit Kind eins stundenlang beim Kieferorthopäden warten musste, mittags für die Familie das Essen gekocht und nachmittags Kind zwei zur Musikschule gefahren hatte mitsamt Kind drei im Schlepptau, schien zu wenig. Auch später, als ich in der Familienhilfe arbeitete, piesackte mich nach Hilfeplangesprächen oft tagelang die Frage, ob ich wirklich alles gegeben hatte, um die Interessen des betreffenden Kindes bestmöglich zu vertreten.
Heute ist mir klar, dass ich mir den Druck selbst gemacht habe. Ich konnte das, was ich leistete, nicht oder kaum würdigen. Eine innere Haltung ließ nicht zu, dass das, was ich tagtäglich schaffte, ein friedliches Gefühl von „es hat genügt“ in mir zurückließ.
Ich mache es heute so gut ich kann.
Legen wir einmal den Schwerpunkt auf das Wort „heute“. Ich mache es heute so gut ich kann. Auch wenn ich täglich mit diesem Motto starte, liegt der Fokus auf dem heutigen Tag. Nicht gestern und nicht morgen. Nicht Vergangenheit oder Zukunft! Dieser Aspekt fördert die Präsenz. Er hilft, den Überblick zu behalten. Die ganze Konzentration liegt auf den Dingen, die heute dran sind.
Ich darf das, was gestern war, loslassen und die Herausforderungen von morgen werden zu ihrer Zeit Raum bekommen.
Eine wichtige Voraussetzung dieses Mottos, damit es sich wirklich gut anfühlt, ist, dass ich das Tempo selbst bestimmen darf. Ich muss mich nicht nach den Vorgaben anderer richten. Wenn ich sage, dass ich es heute so gut mache, wie ich kann, dann bedeutet das auch, dass alles, was ich tue, in meiner individuellen Geschwindigkeit stattfinden darf. Das hebt die Qualität des Erreichten beträchtlich.
Der Leitsatz „Ich mache es heute so gut ich kann“ wirkt, wie ich finde:
- Entlastend – Ich darf heute in meinem Tempo eine Aufgabe nach der anderen erledigen. (Dabei die Pausen nicht vergessen!)
- Klärend – Ich bestimme (oder stimme mich mit anderen ab), was als nächstes drankommt. One step at a time! So entsteht kein Chaos im Kopf.
- Stresslösend – Ich gebe heute auf meine Art mein Bestes. Mehr braucht es nicht.
- Stärkend – Wenn ich gewissenhaft eins nach dem anderen mache, erhöht das die Qualität der Ergebnisse. Wunderbar!
Bei allem guten Vorsatz sollte noch ein weiterer Aspekt bedacht werden: Auch Scheitern ist erlaubt! Es muss keinesfalls alles gelingen, was ich heute beginne. Ich darf es nochmal probieren. Vielleicht später. Oder morgen. Oder anders.
Das Scheitern ist übrigens ein riesiges Thema bei Clowns. Vor einigen Jahren habe ich eine Fortbildung in Clowntherapie gemacht. Der Clown lebt vom Scheitern. Voll der Antiheld! Er scheitert lustvoll, so gut er kann.
Ich finde, dass der Satz: „Ich mache es heute so gut ich kann“ auch zum Vorbild für andere werden kann. Wenn ich mir das selbst erlaube, werde ich großzügiger mit meinen Mitmenschen. Auch sie machen es, so gut sie können. Niemand muss mehr über seine Kräfte gehen. Auch nicht im Job! Natürlich kann es sein, dass plötzlich irgendetwas Priorität bekommt, was so nicht geplant war. Eine Handlung ist erforderlich und das möglichst schnell. Kein Problem, solange etwas anderes dafür in die zweite Reihe verschoben wird.
Übrigens ist es eine gute Idee, das Motto auch an unsere Kinder weiterzugeben.
Wir könnten sie mit dem Satz „Mache es heute so gut du kannst“ in die Schule schicken. Das reicht! Auch die Kinder müssen nicht jeden Tag Höchstleistung bringen. Wenn wir selbst eine entspannte Haltung verinnerlicht haben, können wir enorm viel Druck von unseren Kindern nehmen.
Noch eine letzte Anmerkung: Ich habe keine Sorge, dass das Motto „Ich mache es heute so gut ich kann“ dazu aufruft, nichts mehr zu tun. Ich weiß, dass tief in jedem Menschen der Wunsch, etwas für sich selbst und für andere zu leisten, da ist. Wir möchten allerdings auch wirksam sein, möchten in dem, was wir tun, gesehen und gewürdigt werden. Auch und vielleicht zuallererst von uns selbst.
Ich wünsche dir heute Gelassenheit in allem, was du anpackst. Und natürlich gutes Gelingen.
Alles Liebe,
Deine Daniela
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