Ich muss es nicht verstehen!

Auf dem Bild sind Wolken am Himmel zu sehen und der Satz: Ich muss es nicht verstehen!


Ich muss es nicht verstehen!

Ich muss es nicht verstehen!

Vor wenigen Wochen haben wir sehr plötzlich eine liebe Freundin verloren. Sie erlag einer Hirnblutung. Sie starb, wie man so sagt „viel zu früh“ und „mitten aus dem Leben heraus“. Und sie hinterlässt bei allen, die sie kannten, ein großes Panorama an Schockstarre, Trauer, Unverständnis, Verstörtheit und/oder Bestürzung.


Neben großer Fassungslosigkeit drängt sich – eigentlich wie immer in solchen Situationen – die Frage nach dem „Warum?“ auf. Wie konnte das geschehen? Wir wollen WISSEN! Und das möglichst sofort. Wir ringen um Erklärungen, wollen „aufspüren“, dass möglicherweise irgendwo ein Fehler unterlaufen ist. Unsere Angst, dass uns das auch passieren kann, treibt uns dazu. So gerne möchten wir Kontrolle zurückgewinnen, die uns bei einem plötzlichen Todesfall zeitweise abhandenkommen kann.

Jedoch nicht immer gibt es Erklärungen. Nicht immer ist es uns möglich, zu erfassen, was im Detail geschehen ist. Es ist nie nur eine Sache.

Die karmischen Zusammenhänge, denen jede/r von uns unterliegt, sprengen unsere Vorstellungskraft. Es ist mittlerweile physikalisch erklärbar, dass alles mit allem interagiert. Das Feld ist unendlich! Es macht darum wenig Sinn, allzu tief darin eintauchen zu wollen. Darum ist es hilfreicher, das „Nicht-verstehen“ akzeptieren zu lernen.

Vielleicht gelingt es uns ja, unsere Gedanken und Gefühle, ja unser ganzes Wesen einmal als Form von verdichteter Energie zu betrachten. Energie reagiert. Energie ist in Bewegung, Energie ist Leben. Sie erhält uns, fließt, sorgt dafür, dass das Blut in uns zirkuliert und dass unser „Motor“ Herz in seinem Rhythmus bleibt. Solange in uns Lebensenergie fließt, geht was. Halte gerne einmal inne und spüre nach, ob du deinen Körper von innen fühlen kannst? Es geht einfacher, wenn du dabei die Augen schließt. Spürst du die Energie durch den Körper fließen? Vielleicht in den Händen oder in den Füßen?

Über 8,1 Milliarden Menschen, die die Erde bevölkern, wurden im Januar 2024 gezählt. Das bedeutet über 8,1 Milliarden energetischer Knotenpunkte, die irgendwie miteinander in Verbindung stehen. Plus Tiere, plus Pflanzen, plus alles, was sonst noch so lebt. Dazu kommen andere Planeten, sonstige Himmelskörper. Und wir hängen alle am selben Faden. Wie könnte man das verstehen?

Da dürfen wir uns getrost zurücklehnen. Das müssen wir nicht verstehen!

Unsere Freundin ist verstorben und die Erde wird sich dennoch weiter um die Sonne drehen und der Mond um die Erde. Ebbe und Flut werden immer noch ihr Spiel treiben und die Jahreszeiten reihen sich weiterhin wie Perlen auf einer Schnur in ihrer gewohnten Folge aneinander.

Für all das müssen wir nichts tun. Keiner von uns muss dafür sorgen, dass die Zyklen der Natur sich fortsetzten. Das geschieht. Da ist eine höhere Kraft am Werk! Eine Kraft, in der auch wir uns geborgen fühlen dürfen. Ich finde das unendlich tröstlich.

So tun wir gut daran, wenn wir es lernen, uns im „Nichtverstehen“ so mancher Zusammenhänge zurechtzufinden. Wir sind Menschen. Kinder der Erde. Wir dürfen loslassen und es uns im „Nichtwissen“ komfortabel machen. Sind eingeladen, uns der Obhut des Höheren anzuvertrauen. Mir ist klar, dass es schwer ist, nach dem Verlust eines lieben Menschen darauf zu vertrauen, dass dennoch alles richtig ist. Auch und gerade dann, wenn es mir nicht gefällt. Wenn ich traurig bin, wenn mich die eigene Ohnmacht wütend macht, weil ich auf den Tod (der Freundin, der Schwester, der Mutter, der Tante usw.) nicht vorbereitet war.

Wenn es uns gelingt, uns im „Nicht-Wissen“ komfortabel zu machen, kann dies ein Schlüssel zu großem inneren Frieden sein. Wir dürfen aufhören, zu kämpfen, müssen es nicht mehr anders haben wollen, als es ist.

Das wissen wir alle. Zumindest im Kopf. Wer in seinem Garten einen Kompost hat, erlebt den Zyklus des Lebens sehr direkt. Alles Abgeschnittene, alles Welke, alles Tote wird mit der Zeit zu neuer fruchtbarer Erde. Es ist nicht nutzlos. Das ist völlig normal. Es fällt aus dem Kreislauf des Lebens nicht hinaus. Hier stellt niemand die Frage nach dem „Warum?“ Wir wissen, dass es so sein muss, damit das Konzept Erde funktionieren kann. Alles ist auf Verfall und Erneuerung ausgerichtet.

Warum fällt es uns aber so schwer, diesen Lebenszyklus auch auf uns Menschen zu übertragen? Die Freundin ist nicht „weg“! Auch sie ist weiterhin geborgen im großen Rad des Lebens. Genau wie ich, genau wie du. Keiner der Menschen, die der Tod uns genommen hat, ist weg. Sie haben lediglich einen anderen „Aggregatzustand“ angenommen. Wer eine hohe Sensibilität hat, kann das auch selbst spüren. Wir können die „verlorenen“ Menschen spüren. An manchen Tagen spüre ich meinen Vater als lebendige und unterstützende Kraft sehr deutlich nah bei mir. Eigentlich eher in mir. Da scheint die Energie, die ich vorhin beschrieben habe wie eine gemeinsame Wellenlänge zu sein. Er unterstützt mich im Leben. Hier und heute.

Ganz sicher nicht!

Das alles gehört zur Gefühlspalette des Menschseins dazu. Wenn ein lieber Mensch uns verlässt, tut das erstmal weh. Es schmerzt, wenn der Stuhl, wo der Vater immer gesessen hat, plötzlich leer bleibt. Wenn ich im Smartphone noch einmal in den Chatverlauf mit der Freundin schaue, der bis gestern ein lebendiger Austausch war, und ich sicher weiß, hier kommt nichts mehr. Da sitzen die Tränen locker. Und das ist richtig so. Schließlich investieren wir Herzblut in unsere Beziehungen. Es wird seine Zeit brauchen, bis der Verstand begriffen hat, was geschehen ist. Er braucht nämlich immer etwas länger als der Körper. Lassen wir ihm also seine Zeit.

Es ist nicht nur der Tod, der unseren Verstand übersteigt.

  • Zum Beispiel wenn eine Frau lange nicht schwanger wird, sie körperlich jedoch völlig gesund ist. Sie unternimmt alles, von der Berechnung der fruchtbaren Tage über Temperaturkurven bis zur künstlichen Befruchtung. Nichts passiert. Jahre später, sie hat sich schweren Herzens damit abgefunden, dass sie nicht Mutter werden wird, ist sie plötzlich schwanger. Ich muss es nicht verstehen!
  • Mir ist es schon mehrmals passiert, dass ich in einer fremden Sprache geträumt habe. Im Traum konnte ich diese Sprache sowohl fließend sprechen als auch verstehen. Sobald ich wach wurde, entzog sich mir diese fremde Sprache wieder. Einmal konnte ich nach dem Wachwerden ein Wort notieren. Es ist ein lettisches Wort. Ich war in diesem Leben nie in Lettland, habe nie diese Sprache gesprochen. Körpererinnerungen aus einem früheren Leben? Ich muss es nicht verstehen!
  • Dem Astrophysiker Stephen Hawking wurde im jungen Erwachsenenalter (1963) eine ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) diagnostiziert. Eine schwere degenerative Erkrankung des Nervensystems. Die behandelnden Mediziner waren sich darüber einig, dass er nicht mehr lange zu leben haben würde. Hawking starb 2018 im Alter von 76 Jahren. Er gilt mit seinem Tod 55 Jahre nach seiner Diagnose als der bis dahin am längsten überlebende ALS-Patient. Ich muss es nicht verstehen!

Gibt es bei dir auch Dinge, die dein Verstand so gerne erfassen würde, die sich ihm allerdings immer wieder entziehen? Wenn du kannst, dann richte dich darin ein. Schreibe gerne in die Kommentare, was es bei dir ist. Ich freue mich über Austausch.

Und übrigens. Manchmal gibt es doch noch Antworten. Nämlich genau dann, wenn wir nicht damit rechnen. Vielleicht auf einem Spaziergang durch die Natur, oder mitten in der Nacht. Antworten auf Fragen kommen gerne in einem völlig anderen Kontext. Sie ereilen uns dann aus sich heraus. Gerne wenn es in uns still wird. Weil der Zeitpunkt gerade richtig ist. Jetzt und hier. Ich muss es nicht verstehen!

In diesem Sinne, alles Liebe,

Deine Daniela

Wenn dir der Beitrag gefallen hat, freue ich mich, wenn du ihn teilst. Das geht ganz leicht über die Buttons unten. Hast du Lust, einmal in der Woche die Herbstzeitrosen-Post zu erhalten? Dann abonniere sie einfach. So bist du immer über die neuesten Entwicklungen auf Herbstzeitrosen informiert.

Schreibe einen Kommentar