Fühlst du dich in (Selbst-)Verbindung?
Spüre einmal in dich hinein. Wenn du magst, dann schließe für einen Moment die Augen. Vielleicht möchtest du eine Hand auf dein Herz legen? Womit oder mit wem fühlst du dich verbunden?
Mit deinem Partner/deiner Partnerin? Deiner Tochter/ deinem Sohn? Deiner Mutter?
Mit dir selbst?
Mit der Welt?
Verbindung ist eines meiner Herzensthemen, welches in vielen Blogartikeln in unterschiedlichen Kontexten Raum bekommt. Sich verbunden zu fühlen ist ein – wie ich finde – sehr dynamischer Zustand. Es ist nichts Statisches. An unseren Befindlichkeiten können wir leicht feststellen, wie stabil wir mit uns selbst verbunden sind. Es ist nicht jeden Tag gleich.
Eine stabile Selbstverbindung ist die Voraussetzung für eine tragfähige Verbindung zu:
- deinem Partner/ deiner Partnerin
- deinen Kindern
- deiner Nachbarin
- deiner Freundin
- anderen Lebensformen
- zur Welt
Ohne dich mit dir selbst verbunden, dich in dir selbst beheimatet zu fühlen, bleiben die Verbindungen zu anderen Menschen ein äußeres Konstrukt. Sie bieten wenig Raum für Toleranz und sind für unterschiedliche Sichtweisen kaum tragfähig. Sie sind anfällig für Störungen von außen. Die Folge sind lediglich oberflächliche Kontakte oder Kontaktabbrüche. Gründe genug also, sich um das subjektive Gefühl von Verbindung zu kümmern.
Wie kommst du in größeren Menschengruppen zurecht?
Ich habe viel Vata in mir. Da ist eine hohe Sensitivität keine Seltenheit. Stimmungen und Atmosphären fluten oft regelrecht meinen Körper. Das kann sehr anstrengend sein, ist allerdings auch eine große Ressource. Besonders spüre ich das, wenn ich mit vielen Menschen zusammenkomme, z.B. auf Feiern oder anderen Veranstaltungen. Jetzt hängt es von einer stabilen Verbindung zu mir selbst ab, ob es mich übermäßig stresst oder ob ich schnell wieder in ein Gleichgewicht komme. Das ist unter anderem von meiner Tagesform abhängig. Aber nicht nur! Wenn ich nach Zusammenkünften einen ausgedehnten Spaziergang in der Natur mache, stellt sich eine Balance meist schnell wieder ein. Das ist sehr heilsam. Und hat alles mit Verbindung zu tun.
Wie ist es bei dir?
Bist du von anderen Menschen schnell gestresst oder liebst du es, dich häufig mit Menschen zu umgeben?
Vieles in unserer Welt ist sehr fragmentiert. Ein paar Beispiele:
Wusstest du, dass dein Kiefer und dein Beckenboden über Muskeln und Faszienstränge miteinander verbunden sind? Dass sich Verspannungen im Kiefer bis in den Beckenraum hinein bemerkbar machen können? Und weiß deine Zahnärztin das? Dein Kieferorthopäde? Und deine Gynäkologin? Behandeln und beraten sie ihre PatientInnen entsprechend?
Ein anderer Bereich ist das Lernen in der Schule. Es gibt verschiedene Fächer, die üblicherweise getrennt voneinander unterrichtet werden. Dabei weiß die moderne Wissenshaft längst, dass Kindern das Lernen viel leichter fällt, wenn sie selbst Zusammenhänge herstellen, erkennen und dokumentieren können. Dann bleibt das Gelernte viel besser im Gedächtnis.
Auch wir Menschen erleben uns selbst häufig im Fragment. Das verursacht Leiden!
Menschen mit Depressionen beispielsweise erleben sich nicht als Ganzes. Sie erleben nur einen bestimmten Ausschnitt von sich. Meist eine Mischung aus Trauer und Schwere. Manchmal ist es auch Angst oder ein Gefühl der Gefühllosigkeit. Und je länger sie in diesem Fragment hängen bleiben, umso länger dauert die Depression. Dabei sind die anderen Anteile wie Frieden, Freude oder Liebe ebenso da. Sie sind dann nur nicht in ihrer Wahrnehmung, weil ihnen die Verbindung zu unserer Ganzheit fehlt. Für diese Menschen ist es besonders wichtig, Methoden zu lernen, wie sie die Verbindung zu ihrerr Ganzheit verbessern könnnen.
Das hohe Maß an Umweltzerstörung ist ebenso ein Phänomen, welches in einem Mangel an Verbindung seinen Ursprung hat. Wenn ich mich selbst als Teil der Natur und mit anderen Lebensformen verbunden fühle, wächst es zu einem tiefen Bedürfnis, die Natur nicht weiter zu schädigen. Dann ist da ein Wissen in mir, dass ich jeden Schaden, den ich jemand anderem oder der Natur zufüge, letztendlich mir selbst zufüge.
Dabei ist „in Verbindung zu sein“ unser Grundzustand. Grundsätzlich ist alles Lebendige miteinander verbunden. Nämlich durch das Leben selbst. Es gibt nicht mein Leben oder dein Leben. Es gibt nur Leben generell. Und darüber sind wir allesamt miteinander verbunden.
Allerdings spüren wir dies unterschiedlich stark.
Wenn du die Augen schließt und in deinen Körper spürst, was findest du dort? Probiere es einmal aus. Spürst du das Leben in dir? Das Pulsieren der Lebensenergie? Spürst du deine Hände? Vielleicht deine Füße? Wenn du gerade nichts spürst, dann beobachte einmal deinen Atem. Nur beobachten, nichts verändern. Ein. Aus. Ein. Aus. Stellt sich eine Präsenz ein? Den Atem zu beobachten ist eine sehr gute Methode, um ganz im Hier und Jetzt anzukommen. Ein weiterer Effekt ist, dass dich die Beobachtung deines Atems in die Präsenz und damit in die Verbindung mit dir selbst führt.
Wenn du Mühe hast, dich selbst zu spüren, dann mache diese Übung mehrmals am Tag. So bekommst du ein Empfinden dafür, wie es sich anfühlt, in Verbindung zum eigenen Körper zu sein. Es ist nichts weiter erforderlich als in den Körper zu spüren und ein paar Atemzüge lang den Atem zu beobachten. Mit der Zeit wird dich diese Übung in eine stärkere Verbindung zu dir selbst führen.
Wenn du dich in deinem Körper auskennst und sicher fühlst, so findest du auch Heimat in der Welt.
Wer in sich selbst gefestigt ist, hat nicht mehr das Bedürfnis, andere Menschen abzuwerten. Allmählich verschwindet auch ein Gefühl von „Ich und die Anderen“. Stattdessen macht sich das Bedürfnis breit, dass wirklich alle Menschen in Würde leben können. Dass alle Menschen genug zu essen und sauberes Trinkwasser haben. Dass alle Menschen in Sicherheit leben können.
Da auf dieser Welt dein Körper deine Heimstatt ist, geht eine Stabilisierung der Verbindung nur über regelmäßiges Einfühlen in den eigenen Körper. Darum die oben beschriebene Atemübung. Den Atem zu beobachten ist ein gute Möglichkeit, dich immer wieder mit dir selbst zu verbinden. Der Atem selbst ist Verbindung. Du atmest, dein Kind atmet, der Baum atmet auch, nur etwas anders.
Alles Leben auf der Welt atmet perfekt aufeinander abgestimmt, auf seine eigene Weise.
Im Beitrag über Erdung findest du weitere Möglichkeiten, dich wieder zu verbinden.
Ist Entbindung eigentlich das Gegenteil von Verbindung?
Mit der Geburt werden Mutter und Kind voneinander entbunden. Etwas, was bis dahin verbunden war, wird getrennt. Viele von uns haben dies ein- oder mehrmals erlebt. Wenn alles gut geht, entsteht eine neue Art von Verbindung. Die – enorm wichtige – frühe Bindung zwischen Mutter (Eltern) und Kind. Schritt für Schritt löst sich dann das Kind aus dieser, noch sehr engen Verbindung in eine wachsende Selbständigkeit. Irgendwann ist es erwachsen. Wie gestaltet sich die Verbindung nun?
Hier ist ein genaues Hinschauen oder besser Hinfühlen wichtig. Anstatt die Verbindung zu den mündigen Kindern auf eine neue, erwachsene Ebene zu bringen, entstehen in manchen Familien Abhängigkeitsverhältnisse. Vielleicht wirtschaftlich oder es wird emotionaler Druck aufgebaut. Solche Konstrukte fördern keine gesunde Verbindung. Lasse deine Kinder los und ertrage deren eigene Wege, auch wenn es manchmal Sackgassen oder Irrwege sind. Kümmere dich um deine Loslass-Schmerzen, wenn sie auftreten. Die Kinder haben das Recht, ihre eigenen Erfahrungen zu sammeln.
Noch ein letzter – wie ich finde – wichtiger Punkt.
Loslassen und Verbindung stellen für mich keine Gegensätze dar.
Ob es die Kinder sind, der Partner oder die Freundin. Wenn es mir gelingt, die Menschen, die ich liebe, loszulassen, hebe ich die Verbindung zu ihnen auf eine neue Ebene. Loslassen heißt nicht fallenlassen. Es heißt, dass ich den Anderen ihre eigenen Entscheidungen zugestehe. Dass ich sie nciht mehr manipulieren muss. Auch dann nicht, wenn ich mir eigentlich etwas anderes gewünscht hätte. Und es bedeutet, dass ich von mir aus den Boden bereite, auf dem unterschiedliche Haltungen und Lebensphilosophien Raum bekommen und gedeihen können. Wenn das gelingt, gelingt Verbindung.
Ich wünsche dir eine tiefe Verbundenheit zuallererst mit dir selbst, dann zu deinen Lieblings-Menschen, und schließlich zu allem, was dich lebendig fühlen lässt. …
Von Herz zu Herz… verbunden… Deine Daniela
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