Provozieren? – Ich möchte nicht permanent provozieren
Provozieren? – Ist das wirklich nötig, um sichtbar zu sein?
Es gibt Momente, da geht irgendwie nichts weiter. Kaum Resonanz auf den neuen Blogartikel oder die neue Podcastfolge hat nur wenig Aufrufe. In solchen Momenten stelle ich mir die Frage, wie ich es anstellen könnte, dass mein Blog, mein Instagram– oder YouTube- Kanal schneller wachsen. Natürlich hole ich mir auch Tipps bei sogenannten Experten, die mehr FollowerInnen und LeserInnen für ihren Content haben als ich. Dabei habe ich schon so manchen hilfreichen Tipp bekommen.
Jedoch: Das Internet ist ein Tummelplatz, der Ethik und Anstand vermissen lässt. Hier gibt es wenig Tabus. Meistens stört mich das nicht besonders, aber manchmal tut es das eben doch.
Eine Empfehlung, die ich nun schon häufiger gehört habe lautet, dass es Sinn macht, zu irgendwas, was gerade in den Medien diskutiert wird, eine Gegenbehauptung aufzustellen. So weit so gut. Dabei ist es allerdings nicht so wichtig, ob das, was du dann behauptest, auch in möglichst großem Umfang der Wahrheit entspricht. Wichtiger ist, dass es provoziert. Dann bist du erst mal im Gespräch! Es geht dabei um Klicks, es geht um Aufmerksamkeit, es geht darum, sich selbst in Szene zu setzen. Durch Provokation. Will ich das?
Was bedeutet eigentlich „provozieren“?
Da hab ich mir doch gleich mal die Definition des Wortes „Provokation“ bei Wiki angeschaut:
„Provokation bezeichnet das gezielte Hervorrufen eines Verhaltens oder einer Reaktion bei anderen Personen. Hierbei agiert der Provokateur bewusst manipulativ oder unbewusst in einer Weise, dass die provozierte Person oder Personengruppe ein tendenziell erwünschtes Verhalten zeigt.“
Das lassen wir uns jetzt mal auf der Zunge zergehen. Es wird bewusst manipuliert, sodass die provozierte Personengruppe ein erwünschtes Verhalten zeigt. Klar, in meine Fall wäre das erwünschte Verhalten, dass die provozierte Personengruppe den Blogartikel liest oder auf den Podcast klickt.
Die Absicht verstehe ich sehr gut! Mir ist ebenso klar, dass Werbung eine Form der Provokation ist, seit es Werbung gibt. Aber legitimiert das in den modernen Medien automatisch die Anwendung höchst zweifelhafter Stilmittel?
Wir alle kennen provozierendes Verhalten von uns selbst
Ich glaube, wir alle kennen provozierendes Verhalten von uns selbst. Wenn ich kurz vor Weihnachten zu meinem Mann Thomas sage, dass ich mich sehr für das neue Buch einer bestimmten Autorin interessiere, tue ich das nicht so ganz ohne Hintergedanken. Ob er daraufhin das von mir erwünschte Verhalten zeigt, wird sich herausstellen.
Mir ist klar, dass ich mich in meinen Blogartikeln sowohl an heikle Themen wage als auch Behauptungen aufstelle, die nicht zwingend mainstream sind. Ich versuche ebenfalls Überschriften zu finde, die neugierig auf den Artikel machen. Und die Grenze zu dem, was ich oben beschrieben habe, ist in der Tat fließend. Möglicherweise ist es auch hier und da ein Provozieren. Darum ist es manchmal gar nicht so leicht, den Grad zu finden, bis zu dem ich bereit bin, zu gehen.
Grundsätzlich kann eine Provokation an manchen Stellen auch ein hilfreicher Impuls sein, damit etwas weiter geht. Darum geht es allerdings in diesem Beitrag nicht. Es geht um etwas darüber hinaus.
Definitiv lasse ich die Finger von bestimmten, gerne genutzten Machenschaften.
Folgendes ist mir vor kurzem passiert:
Thomas und ich haben mittlerweile einen eigenen YouTube-Kanal. Wir stellen darauf selbst erarbeitete Coversongs ein. Als ich also kürzlich im YouTube etwas nachschauen wollte, sah ich auf der Startseite einen Beitrag über einen prominenten Sänger und die Schlagzeile, dass dieser Sänger über die Gründe des Suizid seines – ebenso prominenten – Bruders, der ebenfalls bildlich dargestellt war, spricht. Im ersten Moment war ich schockiert, hatte ich davon doch nichts gewusst. Der Beitrag war etwa 14 Stunden alt. Da ich nicht zum schnellen Klicken neige, gab ich kurzerhand den Namen des „toten“ Bruders bei google ein und musste feststellen, dass er sich bester Gesundheit erfreut. Nichts, auch nicht die neuesten Artikel über ihn, wiesen darauf hin, dass etwas mit ihm nicht in Ordnung war. Ist so etwas erlaubt? Ich war wirklich verärgert. Warum machen Menschen so etwas?
Clickbaiting? – Nein danke!
Ich ging dem Ganzen nach und erfuhr, dass diese Vorgehensweise sogar einen Namen hat: Man bezeichnet es als „Clickbaiting“. Clickbaiting sind reißerische, zum großen Teil falsche und irreführende Überschriften. Es können Teaser für bestimmte Inhalte sein, wobei beim Clickbaiting bewusst bestimmte Inhalte ausgelassen werden um einen Klick zu erzeugen. Den KonsumentInnen wird suggeriert, dass sie eine Informationslücke haben. Diese möchten sie natürlich füllen. Darum wird geklickt. Eine Form der Provokation, die tatsächlich zum Teil hart an der Grenze des Erlaubten entlang schrammt. Oder sie überschreitet. Vor allem überschreitet sie meine persönliche Schallgrenze.
Anders ausgedrückt: Ich finde es zum K*tzen!
Und weil ich es überhaupt nicht ausstehen kann, auf diese Weise manipuliert zu werden, ist es mir zutiefst zuwider, selbst mit solchen Mitteln Unruhe zu verbreiten. Denn nichts anderes ist es. Wir werden beunruhigt, verunsichert und bewusst getäuscht. Unruhe sowohl in der Welt als auch in uns selbst gibt es auch so schon mehr als genug.
Meine Ambition ist es, zu verbinden! Ich schreibe in meinem Blog von Liebe, von Verbindung und Herzensbildung. Verwirrung zu stiften, ist definitiv KEIN Akt der Liebe. In dem Fall heiligt der Zweck (mehr Aufmerksamkeit in den Medien) NICHT die Mittel.
Ich habe eine Ausrichtung
Irgendwann im Leben habe ich meine Ausrichtung festgelegt. Diese Ausrichtung nehme ich ernst. Und die ist zweifellos, mehr Liebe zu fühlen, zu leben und in die Welt zu transportieren. Dazu gehört für mich untrennbar ein gehöriges Maß an Wahrhaftigkeit. Wahrhaftig zu sein ist – wie ich finde – ein hohes Gut. Nicht nur in dieser verrückten Zeit.
Wem hilft es weiter, wenn wir Unruhe und Verwirrung stiften, Zweifel säen oder Unwahrheiten in die Welt schicken? Dazu gehört Clickbaiting ebenso wie unqualifizierte Berichte über Horrorszenarien bezüglich Krankheiten, globaler Krisen und des Zustands der Erde. Da tut so mancher gerne, als wüsste er Bescheid. Wem hilft es weiter, wenn wir anstelle einer konstruktiven Kritik mit Sarkasmus, Polemik oder Ironie auf bestimmte Sachverhalte reagieren, die uns möglicherweise nicht gefallen? Wem hilft es weiter, wenn wir, nur um Klicks zu generieren, Lügen verbreiten? Alles im Namen einer größeren Sichtbarkeit und eines schnelleren Wachstums der eigenen Onlinepräsenz.
Ist „Bedürfnisse wecken“ auch provozieren?
Zu den „NoGo´s“ gehört für mich auch das gezielte und manipulative „Wecken“ von Bedürfnissen. Das wurde mir auch schon öfter empfohlen. Besonders dann, wenn Verkaufszahlen noch nicht da sind, wo wir sie am liebsten hätten. Ganz klar auch eine Form zu provozieren. Die Vorgehensweise beruht darauf, anderen ein Defizit im eigenen Lebensentwurf zu suggerieren. Nach dem Motto: Auch wenn du es bis heute nicht gemerkt hast, dir fehlt etwas und ich kann es dir geben.
Dieses Verhalten ist unerträglich!
Unsere Weltlage ist chaotisch genug. Wir brauchen niemanden, der zusätzliche Missstimmung verbreitet.
Ich erlebe es als zunehmend schwieriger, seriöse Informationsquellen zu ermitteln. Auch sogenannte „Faktenchecker“ verchecken sich immer wieder in den Fakten. Nun ja, die Faktenchecker soll es in bestimmten Social- Media- Plattformen bald sowieso nicht mehr geben.
Natürlich möchte ich mich auch weiterhin im Netz bewegen, möchte meine vielfältigen Ergüsse präsentieren, in der Hoffnung, dass sie für andere kreative Impulse zu mehr innerem Frieden sein können.
Es würde generell Sinn machen, bevor wir Texte in die Weltgeschichte schicken, einmal den Ursprung und das Ziel der Aussagen, die wir tätigen möchten, zu überprüfen. Warum möchte ich über ein bestimmtes Thema einen Blogartikel schreiben? Und wen oder was definiere ich als Ziel meiner Texte? Gibt es eine bestimmte Menschengruppe, die ich mit dem, was ich schreibe, erreichen will?
Provozieren und Manipulieren – In wessen Dienst stehe ich?
Noch ein ganz wichtiger Aspekt: In wessen Dienst stehe ich eigentlich? Was ist die treibende Kraft? Bin ich die Marionette meines Egos und meiner Unersättlichkeit? Oder ist es der Wunsch, Erfahrungen, die ich selbst als hilfreich erlebt habe, mit anderen zu teilen? Nutze ich die mir geschenkte Gabe des Schreibens, um andere zu manipulieren oder mit ihnen im Austausch zu sein? Hier braucht es ehrliche Antworten an mich selbst.
Und nachdem ich mir mit diesem Artikel jetzt mal richtig Luft gemacht habe, habe ich mich noch einmal an die ursprünglichen Gedanken erinnert, die vor zwei Jahren meinem Entschluss zugrunde lagen, diesen Blog zu eröffnen. Es waren Gedanken wie:
- Was verbindet (uns ältere Frauen?)
- Was stärkt uns?
- Was verschafft uns mehr innere Ruhe?
- Was hilft uns durch schwierige Lebensetappen?
Und nicht zuletzt…
- Was unterstützt uns darin, kraftvoll und in Würde älter und schließlich alt zu werden, zu sein, zu leben?
Darüber möchte ich schreiben.
Und um nochmal auf meinen eingangs benannten Wunsch zurück zu kommen: Mein Blog darf weiterhin in seinem Tempo wachsen. Slowly but surely. Das Schreiben und die Feedbacks, die Beratungen und der Austausch mit Euch machen mir große Freude.
Wie geht es dir mit Medieninhalten? Was wünschst du dir? Schreibe es gerne in die Kommentare oder über das Kontaktformular. Deine Haltung zu diesen Dingen interessiert mich sehr.
Danke, dass du mitliest.
In diesem Sinne
Alles Liebe …
Deine Daniela
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