Lass los – Warum du mit dem Loslassen heute anfangen solltest

Auf dem Bild ist ein heruntergefallenes Blatt zu sehen. Es gehört zum Artikel Lass los - Warum du damit heute noch anfangen solltest.


Lass los – Warum du mit dem Loslassen heute anfangen solltest

Lass los – Warum du mit dem Loslassen heute anfangen solltest.

Was hat es mit dem Loslassen überhaupt auf sich? Loslassen gehört zu den Dingen, die wir nicht im herkömmlichen Sinne machen können. Wir dürfen es (das Loslassen) geschehen lassen. Auch können wir eine Haltung dazu gewinnen. Es unterstützen. Eine Haltung des Loslassens kultivieren. Wie das geht, beschreibe ich später im Artikel.


Wenn beispielsweise ein Umstand immer wieder den Weg in meine Gedanken findet, nützt es wenig, mir vorzunehmen, dass ich diesen Gedanken jetzt mal loslassen werde. In dem Fall hilft mir die Aufforderung „Lass los“ erstmal nicht weiter. Der Gedanke kommt genau so lange, bis er seine Mission erfüllt hat. Nicht immer erkennen wir, warum uns etwas wiederkehrend heimsucht. Warum wir so manches (noch) nicht  loslassen können. Fakt ist aber, dass es einiges gibt, was sich wie Pech an unsere Fersen heftet. Ja, auch an meine!

Ich finde, dass das Loslassen ein wunderbares Herbstthema ist. Wir können beobachten, wie leicht es so manchem Baum fällt, sein Laub vom vergangenen Sommer loszulassen. Warum fällt es dem Baum leicht? Ganz einfach. Weil jetzt haargenau der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um die Blätter loszulassen. Der Baum beschließt das nicht. Hier wirkt eine höhere Kraft.
Das ist ein erster Hinweis darauf, wie Loslassen überhaupt funktioniert. Das Loslassen klappt nur dann mühelos, wenn auch tatsächlich der Zeitpunkt gekommen ist, etwas ziehen zu lassen.

Ich habe vor vielen Jahren ein Kind verloren. Es ist kurz vor dem Geburtstermin verstorben. Drei Wochen später (an Weihnachten) fragte mich eine meiner Tanten zwischen Tür und Angel, ob ich denn jetzt „drüberweg“ wäre? Ich weiß nicht mehr wörtlich, wie meine Antwort ausfiel, ich erinnere mich aber, dass ich niemanden mit meiner Trauer in Verlegenheit bringen wollte. Schon gar nicht an Weihnachten. Und schon gar nicht die Tanten.
Zu der Zeit hatte ich bereits einen dreijährigen Sohn. Zwei weitere Kinder kamen später hinzu. Das Leben ging weiter.
Zweiundzwanzig Jahre hat es gedauert, als mir an irgendeinem Tag in der Stille meiner morgendlichen Yogapraxis plötzlich klar wurde, was es bedeutete, dass ich einmal ein Kind in mir getragen hatte, einen Seele, die sich mich für eine kurze Zeit ausgesucht hatte und dann nicht mehr. Es kam wie eine Erschütterung und ich war nicht darauf vorbereitet. Die Erkenntnis überfiel mich regelrecht. Und mit dieser Erkenntnis die weitere Erkenntnis, dass ich mich bis dahin der Trauer um meinen toten Sohn nie wirklich hingegeben hatte. Und dass ich der jungen Frau (die ich damals war), die ihr verstorbenes Kind zur Welt bringen musste, und dabei schlecht behandelt wurde, nie mein tiefes Mitgefühl und meine uneingeschränkte Solidarität bekundet hatte.
An diesem Morgen weinte ich, bis ich keine Tränen mehr hatte.
Eine oberflächlich verschlossene Wunde brach auf und konnte nun langsam von innen heraus heilen.

Der richtige Zeitpunkt dafür war gekommen. Ich hatte ihn mir nicht ausgesucht.

Zum ersten Mal erlebte ich ganz bewusst, wie (selbst erbaute) Mauern, die ich zum Schutz um mein Herz errichtet und zusammengehalten hatte, bröckelig wurden. Ich musste sie nicht länger verteidigen. Der Kampf hatte ein Ende. Ich erlebte zum ersten Mal bewusst die befreiende Kraft der Tränen.

Loslassen bedeutet, mit dem Kämpfen aufzuhören. Muss ich immer noch dauernd mit irgendwas im Widerstand sein? Loslassen bedeutet Hingabe an das Leben. Vertrauen. Es ist richtig so, wie es ist. Ja, auch mit den Kriegsschauplätzen in der Welt. Das bedeutet nicht, dass ich nicht Zeichen für Frieden setzen darf. Natürlich darf und möchte und soll ich das! Es hilft nur ungemein, zunächst anzunehmen, dass es immer noch kriegerische Auseinandersetzungen gibt. Ich muss erstmal annehmen, dass es immer noch Menschen gibt, die darin die einzige Möglichkeit sehen, für ihre subjektive Idee von Recht und Ordnung zu kämpfen. Menschen, die – genau wie ich manchmal – ihre Vorstellungen einer bestimmten anerzogenen Lebensführung noch nicht loslassen können.

Loslassen bedeutet, tiefe Liebe und wirklichen Frieden zuzulassen. Mich läutern zu lassen. Liebe beginnt in mir! Frieden beginnt in mir! In dir! Die eigenen inneren Konflikte loszulassen bringt uns dem Weltfrieden ein großes Stück näher. Dazu müssen wir sie aber erst mal wahrnehmen. Solange wir uns unserer inneren Kriegsschauplätze nicht bewusst sind, ist Freiheit immer nur eine Idee von Freiheit. Solange ich versuche, meinen Partner oder meine Kinder nach meinen Ideen von Richtigkeit zu manipulieren, wird es keinen Frieden, keine Freiheit und keine echte Liebe geben.

Hier gibt es viele Zugänge. Ein sehr guter Zugang ist der eigene Körper. Es tut weh, wenn die Muskeln meinen, sie müssten irgendwas „festhalten“. Wir alle kennen das. Kopf- und Rückenschmerzen, die Schulter tut weh, Zähne und Kiefergelenke schmerzen, weil ich sie eine Nachtlang aufeinander gebissen habe. Lass los…
Eine gute Übung abends vor dem Einschlafen ist ein bewusstes Hineinspüren in den Körper. Spüre aktiv hin. Und gib Impulse des Loslassens. Des Lockerlassens. Wo sitzen deine Anspannungen? Eher im Schulterbereich oder im Beckengürtel? Gib an diese Stellen Impulse des Lockerlassens.

Kiefer? Locker lassen
Schulter? Locker lassen
Oberer Rücken? Locker lassen
Solarplexus? Locker lassen
und so weiter

Das kann man auch sehr gut auf der Yogamatte machen. Besonders Dehnübungen im Yoga erlebe ich immer wieder als Möglichkeit, die Muskeln und Faszien auf liebevolle Weise zum Loslassen zu motivieren. Wenn es mir gelingt, die Dehnung ein wenig zu halten, werde ich mit einem Gefühl von neuer Lebendigkeit in den entsprechenden Bereichen des Körpers belohnt. Mein Körper lässt los. Die Durchblutung wird angeregt und mit ihr die Ausscheidung alter Schlacken. Probiere es aus. Es tut so gut.

Eine weitere Methode, festsitzenden Groll oder Ärger loszulassen, ist die Schüttelpraxis. Arme und Beine ausschütteln. Den ganzen Rumpf in Schüttelbewegungen bringen. Das können wir uns auch bei den Tieren abschauen. Sie machen so etwas gerne nach Stress-Situationen.

Ausmisten ist eine weitere Möglichkeit, das Loslassen zu üben. Quasi sofort fühlst du dich leichter. Oft reicht es schon, eine Schublade zu entmüllen. Oder einmal durch das Bücherregal zu gehen. Sei großzügig. Mache „Klar Schiff“ und du wirst den Erfolg unmittelbar spüren. Das Loslassen im Außen korrespondiert mit dem inneren Loslassen. Mache Platz für Raum.

Wir häufen zu viel an. Innerlich und äußerlich. Und wundern uns, dass die Lasten schwer auf unseren Schultern liegen.

Beobachte einmal deinen Atem. Jeder Atemzug ist ein Akt des Loslassens. Es gibt den Einatem nicht ohne den Ausatem. Lasse los. Unangestrengt. Mühelos. Und wenn du einmal dabei bist, dass lasse auch deine Vorstellungen los, wie das Leben zu sein hat. Das Leben ist. Es erfüllt uns, zeigt sich mal süß, mal sauer. Jede Vorstellung, es kontrollieren zu können, ist zum Scheitern verurteilt. Darum lasse es los. Es wird dich tragen. Lasse es sein Spiel mit dir treiben in dem tiefen Vertrauen, dass das Leben es gut mit dir meint. Es wird dich an die richtigen Ufer spülen. Gib dich dem Leben hin. Du gehörst ihm.

Wenn du kannst, dann vergib. Vergebung ist ein starker Akt des Loslassens. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es leichter ist, anderen als sich selbst zu vergeben. Selbstmitgefühl ist hier das Zauberwort. Wir können und sollten Vergebung aber nicht erzwingen. Und es wäre falsch, so zu tun als ob.

Wenn es uns gelingt, in eine Haltung des Loslassens zu kommen, wird auch Vergebung möglich.

Du wirst schon bald selbst feststellen, dass du, je mehr du in die Dynamik des Loslassens kommst, dich zunehmend leichter und geklärter fühlst.

Darum sollten wir das Loslassen nicht auf die lange Bank schieben.

Irgendwann kommt der Tag, an dem wir ALLES loslassen werden. Je weniger uns dann noch anhaftet und wir festhalten, umso leichter wird es uns fallen, den Rest auch noch loszulassen. Uns für das Neue zu öffnen.

Das ist für heute mein Schlusswort. Schaue dich bei dir, in dir um. Gibt es etwas, von dem du dich heute noch verabschieden magst? Spüre hin. Wenn du kannst, dann lasse es ziehen. Und freue dich daran.

Alles Liebe,

Deine Daniela

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