Wechseljahre als Chance zur Auflösung alter Verletzungen

Auf dem Bild ist eine Frau mit Brille und die Worte: Wechseljahre Deine Chance zur Auflösung alter Verletzungen.


Wechseljahre als Chance zur Auflösung alter Verletzungen

Wie kannst du die Wechseljahre als Chance zur Auflösung alter Verletzungen nutzen?

Die Wechseljahre konfrontieren uns mit vielen Unpässlichkeiten.

Hitzewellen, Schlaflosigkeit, Schwindel, Blutdruckschwankungen und Herzstolpern, um nur einige zu nennen, mit denen ich immer noch manchmal zu tun habe. Es gibt noch viele mehr. Was ist es bei dir?


Eigentlich kannte mein Körper die meisten dieser Beschwerden auch schon vor den Wechseljahren. Der Blutdruck war auch vorher schon niedrig, das Herz schlug schon mal aus dem Takt. Hinweise gab es genug. Es war nur nie „schlimm genug“, um mich wirklich gut um mich selbst zu kümmern. Ich war immer noch irgendwie in der Lage, meinen persönlichen Status Quo zu halten. Bis die große Krise kam.
Mit 47 Jahren raubte mir die zunehmende Häufigkeit und die Qualität der Symptome einen großen Teil meiner Lebenskraft und damit auch meiner Lebensqualität. Schwächeanfälle und Panikattacken gesellten sich hinzu. Nichts ging mehr!

Genau wie die meisten von uns wollte ich, dass die – zum Teil quälenden – Beschwerden möglichst bald wieder verschwinden.

Diesen Gefallen haben sie mir nicht getan.

Obwohl es mir heute viel besser geht, gibt es nach wie vor Tage, an denen mein Körper mich daran erinnert, dass ich noch eine ganze Menge Ballast mit mir herumschleppe. Denn genau das ist es. Wie in einem fest verschlossenen Depot schleppen wir die alten Geschichten mit uns herum. Sie endlich und nachhaltig loszulassen ist einerseits Knochenarbeit, andererseits können wir es nicht machen. Aber wir können es zulassen. Immer noch gibt es alte Verletzungen, immer noch legen sie sich manchmal schwer auf meine Schultern. Die alten Zöpfe sind hartnäckig! Sie halten mir die Treue. Und wenn sich etwas löst, fühlt mein Körper sich erstmal an, als wäre er mit Blei gefüllt.

Meine Spürfähigkeit ist nahezu seismographisch. Mittlerweile erkenne ich die vielfältigen Lösungsprozesse recht sicher. In diesen Zeiten kommt einiges zusammen. Körperliche Symptome, intensive Meditationen und nächtliches lebhaftes Träumen gehen dann Hand in Hand. Nach ein paar Tagen fühlt sich meist alles leichter an. Dann geht wieder was. Bis zur nächsten Runde. Bis zum nächsten Lösungsprozess.
In den ersten Jahren kamen diese Prozesse Schlag auf Schlag. Pausen gab es im Grunde nicht. Es hat eine Weile gedauert, bis ich überhaupt wusste, was mit mir passierte.

Seitdem ich meditiere, bin ich deutlich besser in der Lage, mich selbst zu begleiten. Vieles hat sich inzwischen gelöst und meine Lebensqualität und damit mein Lebensgefühl sind wieder auf einem gutem Niveau.

Wir brauchen Zeit, um uns um all das zu kümmern. Zeit für ausgiebige Selbstfürsorge. Und Zeit, schöne Dinge zu tun. Es macht wenig Sinn, die Symptome ausschließlich mit Medikamenten in Schach halten zu wollen, um weiter leistungsfähig zu sein. Auf diese Weise werden sie nicht gelöst, höchstens zugedeckt. Wir verschieben notwendige Prozesse lediglich auf einen späteren Zeitpunkt. Oft dauert es nicht lange und die Dosis der Medikamente muss erhöht werden. Das geschieht, weil die Kraft der Natur stärker ist als die Medikamente. Vieles will gesehen und „verstoffwechselt“ (manche sagen transformiert) werden. Das braucht Zeit und Hinwendung zu uns selbst. Es braucht Geduld und Selbst-Verständnis. Lösungsprozesse geschehen in ihrem eigenen Tempo. Sie sind nicht „machbar“. Aber wenn wir keinen (oder möglichst wenig) Widerstand leisten, geschehen sie leichter.

Wir sind nicht das Trauma und wir sind nicht dessen Heilung. Unsere Körper sind lediglich die Schaltflächen, auf denen das alles passiert! Darum können wir lernen, diese Prozesse zu beobachten. Spüren, Vertrauen ins Leben und Hingabe an das Leben sind in diesem Zusammenhang die wirkungsvollsten Helfer. Hier geschehen tiefgreifende Heilungsprozesse. Nicht nur für uns selbst. Das ist die Art und Weise, wie ganze Sippen und eine ganze Gesellschaft heil werden kann. Das alles braucht Raum und Zeit und jemanden, der bereit ist, sie geschehen zu lassen.

Es ist ein Drama, dass die Lebensarbeitszeit bei Frauen nicht spätestens mit Eintritt in die Wechseljahre endet und ab sofort von einer tragfähigen Grundversorgung ersetzt wird. Dieses Drama begrenzt sich nicht ausschließlich auf die betroffenen Frauen, sondern es durchseucht unsere Gesellschaft. Und es hat Folgen! Eine immer höhere Lebensgeschwindigkeit, Stress und konkurrierender Wettbewerb bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen werden durch den Umstand, dass tiefe Bedürfnisse von Frauen (nicht nur in den Wechseljahren) missachtet und geleugnet werden, angetrieben.

Wir brauchen dringend Menschen, die eine Balance wiederherstellen. Frauen, die ihre Wechseljahre als Chance zur Auflösung alter Verletzungen nutzen, sind in der Lage, eine gesellschaftliche Balance wiederherzustellen. Wenn man sie lässt und darin unterstützt. Keine Frau in dieser Lebensphase sollte für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen. Bis zur Rentenreform im Jahr 1992 gab es zumindest einen gesetzlichen Rentenanspruch ab 60 Jahren für Frauen. Aber selbst das reicht nicht. Spätestens ab 45 Jahren sollte für JEDE Frau wirtschaftlich gesorgt sein. Für manche schon früher!

Wer in den Wechseljahren mit vielfältigen Symptomen konfrontiert ist, braucht sichere Orte. Das Nervensystem wird in dieser Zeit enorm herausgefordert.
Wir brauchen plausible Möglichkeiten, unserem Körper zu vermitteln, dass er entspannen darf. Das funktioniert nicht, wenn wir unter dem Druck stehen, für unser Überleben in irgendwelchen Jobs zu verharren, die wir möglicherweise gar nicht mehr machen wollen. Und oft auch nicht mehr können! Spätestens mit der Zeit der Wechseljahre sollte das Arbeiten für alle Frauen komplett auf freiwilliger Basis stattfinden. Und damit meine ich nicht ehrenamtlich!

Alle Frauen, die in die Wechseljahre kommen, haben eine Vergangenheit. Viele haben Kinder großgezogen oder sind noch dabei. Viele Frauen arbeiten in helfenden Berufen und manche Frau erlebt in ihrem Leben Phasen der Doppel- und Mehrfachbelastung. Nahezu alle Frauen haben irgendwann in ihrem Leben sexuelle Übergriffigkeiten durch Männer erlebt. Das alles bleibt nicht in den Klamotten stecken. Die vergangenen Jahre haben Spuren hinterlassen.

Spätestens jetzt ist die Zeit gekommen, in der eine Art „Großreinemachen“ ansteht. Die Wechseljahre bieten die große Chance, dies aktiv zu gestalten. Es geht darum, durch Prozesse des Loslassens und Annehmens in eine neue Balance zu finden. Jede Frau, der es gelingt, sich selbst wieder in ein Gleichgewicht zu bringen, erschafft auch ein größeres Gleichgewicht in ihrem Umfeld. Der gesellschaftliche Nutzen, den das bringt, ist von unschätzbarem Wert.

Es ist gut, mit der eigenen Vergangenheit Frieden zu schließen. Frieden schließen mit Menschen, an denen ich mich schuldig gemacht habe oder die vielleicht bei mir in einer Schuld stehen. Schwere Ereignisse, die zu ihrer Zeit zu wenig Aufmerksamkeit bekommen haben, klopfen noch einmal an.

Nicht zuletzt bin ich es selbst, mit der ich fotan in Frieden leben möchte.

Natürlich konfrontiert uns diese Lebensphase auch mit Alter und Tod. Damit einhergehend schleicht sich mitunter das Gefühl ein, dass uns unsere Lebenszeit durch die Finger rinnt. Gerade darum ist es wichtig, die späte Zeit dafür zu nutzen, sich von allem nachhaltig zu befreien, was wir nicht über dieses Leben hinaus mitschleppen wollen. Definitv sollten wir keinen weiteren Stress produzieren.

Auch auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole: Die größte Chance, altes Trauma und alte Verletzungen aufzulösen, liegt im Spüren! Dieses Spüren ist kein Kinderspiel. Es geht mit einem hohen Maß an Stress einher. Viele Frauen brauchen eine Zeitlang professionelle Begleitung. Zögere nicht, dir Hilfe zu holen, wenn es bei dir so ist.

Ich wünsche dir inmitten deiner persönlichen turbulenten Wechselzeit Inseln der Stille und Menschen, die den Weg mit dir gehen.

Von Wechselfrau zu Wechselfrau alles Liebe,

Deine Daniela

Schreibe einen Kommentar